Sonntag, 25. März 2012

Eifelsteig 11 - Lieserpfad: Von Daun nach Wittlich

Eigentlich sollte man so etwas viel öfter machen: einer spontanen Eingebung folgend hatte ich am letzten Montagnachmittag für den folgenden Freitag einen Tag Urlaub eingereicht und mit etwas Glück auch noch genehmigt bekommen. Dieser Umstand kam mir, als sich gegen Ende der Woche die Hoffnung auf überaus gutes Wochenendwetter in Gewissheit wandelte, außerordentlich gut zu Pass, da sich der Freitag nun vortrefflich dazu verwenden ließ um das Wochenende von allen hinderlichen Aktivitäten wie Bude putzen, Wocheneinkauf tätigen, etc. frei zu schießen.

Eigentlich würden sich ein sonniger Samstag und Sonntag gut zu einer 2-tägigen Streckenwanderung eignen, und da ich schon seit mehr als einem Jahr meiner Lieblingswanderstrecke, dem Lieserpfad zwischen Daun und Wittlich, keinen Besuch mehr abgestattet hatte war der erste Rahmenparameter meines Plans schon so gut wie gesetzt. Die Buchungsanfrage für eine Übernachtung in der Jugendherberge Manderscheid verlief ebenfalls positiv. Da der obere Teil des Lieserpfads lediglich 17km Länge aufweist, und somit für ein tagesfüllendes Programm kaum ausreicht, entschied ich mich für die Eifelsteigetappe Nummer 11 von Daun nach Manderscheid als erste Tagesetappe, die mit 22km Länge schon eher meinen Vorlieben entspricht. Zudem führt der Eifelsteig an der erwähnten Stelle noch an drei Maaren vorbei, die ich mir schon länger mal näher ansehen wollte. Der untere Teil des Lieserpfads zwischen Manderscheid und Wittlich hat neben seinen 24km Länge auch noch ein Geländeprofil und eine Wegführung die ganz sicher nicht in die Kategorie „für Anfänger“ fallen.

Ein kurzer Blick in die Datenbank von geocaching.com mit der Aussicht auf lockere 10 Geocaches entlang der avisierten Route vermochte auch nicht zur Ablehnung des Plans beizutragen, und so konnte es an die Vorbereitungen gehen – respektive an die wenigen Handgriffe die notwendig sind um sich zwei Tage am Stück per pedes im Mittelgebirge fortzubewegen.

Nachdem ich mein Auto in Daun an der Bushaltestelle nahe des Zentrums geparkt hatte machte ich mich um kurz nach neun auf den Weg über den Kurpark in Richtung Gemündener Maar, dem ersten Highlight der Etappe. Das Gemündener Maar ist gemessen an der Größe des Kratersees eher klein, hat aber aufgrund des gut sichtbaren Kegelrands noch sehr viel Ähnlichkeit mit dem, was man sich landläufig unter einem Vulkan vorstellt. An der tieferen Seite des Randes befindet sich ein kleines Café, auf der höchsten Stelle liegt der Dronketurm der einen grandiosen Ausblick auf die Umgebung bietet. In jedem Fall muss man ein bisschen Fettverbrennung betreiben wenn man in den Genuss dieses Ausblicks kommen möchte, denn es geht recht steil bergauf.

Direkt am anderen Ende des kleinen Hochplateaus auf dem sich der Dronketurm erhebt liegt der Krater des angrenzenden Weinfelder Maars. Dieser Vulkansee ist deutlich größer, dafür aber auch um einiges flacher als der des Gemündener Maars. Sehr zu erwähnen ist dort vor allem die schnuckelige Kapelle mit dem angrenzenden kleinen, äußerst gepflegten Friedhof, die sich auf dem knapp 20 Meter höheren Kraterrand befindet.

Nach dem man das Weinfelder Maar zu fast drei Vierteln umrundet hat führt der Weg hinaus und fast unmittelbar in den nächsten Krater, den des Schalkenmehrener Maares. Dieser Kessel mit dem großen und für diverse Wassersportaktivitäten hergerichteten See, dessen sanfte, grasbewachsene Ufer sich am Nordrand in idyllischen Streuobstwiesen verlaufen, ist wirklich ein außerordentlich schöner Flecken Erde. Das dies schon seit längerem bekannt zu sein scheint wird deutlich, wenn man den Talkessel durch den angrenzenden Ort Schalkenmehren wieder verlässt, wo gefühlt jede zweite Wohneinheit als Ferienwohnung zu vermieten ist. Ich gehe jede Wette ein, dass Schalkenmehren in den Niederlanden um einiges populärer ist als, sagen wir mal, Hannover?

Nach dem man die Region der Maare verlassen hat, führt der Eifelsteig weiter durch eine typisch Eifeler Wald- und Feldlandschaft, vereinigt sich an der Üdersdorfer Mühle mit dem Lieserpfad, der dann weiter in Richtung Manderscheid führt, zum Ziel der ersten Tagesetappe.

Die GPS-Tracks hatte ich dieses Mal nicht von naturaktiverleben.de heruntergeladen, sondern von eifel-gps.de, die mir in der Anfangszeit meiner GPS-Wanderei schon die eine oder andere Tour geliefert hatten. Die Tracks von eifel-gps.de tun fast genauso ihren Dienst, aber die Strecken von naturaktiverleben.de sind natürlich um Längen besser dokumentiert und es gibt jeden Menge hilfreiche Zusatzinformationen. Zudem stellte sich im Verlauf der Tour heraus, dass es mit den vorhergesagten 22km des eifel-gps.de-Tracks nicht so ganz auskam. Am Ende der Tour in Manderscheid zeigte mein Kilometerzähler stolze 26,2 Kilometer und 595 Höhenmeter. Ein paar hundert Meter sind sicherlich auf kurze Ausflüge links und rechts des Weges, zwecks Suche von Geocaches, zurück zu führen, aber ich vermute außerdem, dass die GPS-Tracks auf 500 Wegpunkte heruntergerechnet wurden, damit sie auch von kleineren GPS-Geräten mit wenig Speicher verarbeitet werden können. Eigentlich eine lobenswerte Absicht, aber die dazu nötige Reduktion der Kurvenpunkte könnte durchaus die Erklärung für eine Abweichung in der Nähe von 10% sein.

Aber auch dieser nahezu unbedeutende technische Umstand konnte mich nicht bremsen und so kam ich gegen halb fünf zum ersten, wohlverdienten Hefeweizen der noch frischen Wandersaison. Danach ging es noch ein Stückchen weiter bergauf zur Jugendherberge Manderscheid. Die Idee mit der Jugendherberge war mir vor ca. anderthalb Jahren in den Sinn gekommen, als ich eine erste kleine 3-Tagestour mit meinen beiden Töchtern in den Herbstferien entlang der Lieser plante. Für die Kids war Jugendherbergsübernachtung mal eine ganz andere Erfahrung, und auch für mich hatte das Ganze wieder so einen Hauch von Klassenfahrt, wen wundert's? Das sieht ja auch alles noch exakt so aus wie vor 30 Jahren. Obwohl man schon sagen muss, dass die Jugendherbergen vor allem in Punkto Verpflegung gegenüber früher deutlich Boden gut gemacht haben. In Manderscheid merkt man das definitiv am Frühstück, das ist hier ganz großes Kino und braucht keinesfalls den Vergleich mit dem was man in einem durchschnittlichen Hotel bekommt zu scheuen.

Nach einem vorzüglichen Abendessen beim lokalen Italiener, einem kaum erwähnenswerten "Getränkeunfall" verursacht durch eine halben Liter Rotwein und eine nicht genauer dokumentierte Anzahl von Bierflaschen, einer etwas unbequemen Nacht (wegen der immer noch gewöhnungsbedürftigen Kopfkissen) und dem bereits erwähnten, lobenswerten Frühstück zur Verscheuchung der unvermeidlichen Kopfschmerzen, ging´s am nächsten Morgen um zehn Uhr weiter in Richtung Wittlich, über den Lieserpfad, den (laut Manuel Andrack) schönsten aller deutschen Wanderwege. Zu meiner Freude hatte sich an diesem Morgen noch Marita Pauli, in deren kleiner Jazz-Pop-Kombo ich seit ein paar Monaten die Klampfe schlage, dazu gesellt und einem geselligen Wandertag mit grandiosestem Wetter stand nichts mehr im Wege.

Der Versuch den Lieserpfad zwischen Manderscheid und Wittlich zu beschreiben ist eine sehr schwierige Aufgabe, da einem ganz schnell die Adjektive ausgehen; selbst solchen Plappermäulern und mittlerweile erfahrenen Wanderblog-Schreibern wir mir kann das angesichts der wunderschönen Landschaft passieren. Darum seht Euch lieber die Bilder an, oder - noch viiiiiieeeeel besser(!) - wandert die Strecke einfach selber mal. Der Weg ist sehr gut beschildert und auch ohne GPS und Wanderkarte nicht zu verfehlen. Und obwohl es oft über sehr felsige und anspruchsvolle Pfade geht und drei ganz ordentliche Auf- und Abstiege auf dem Weg liegen, kommt man mit (gemessenen) 27,4 Kilometern Strecke und 470 Höhenmetern vergleichsweise günstig davon. Die Landschaft und die Ausblicke sind einfach atemberaubend, sehr abwechslungsreich und vor allem in der Mitte des Frühjahrs, wenn die Bäume sich in frisches Grün hüllen, ein Träumchen! Wer unterwegs einkehren möchte, sollte früh genug losgehen, denn die einzige Einkehrmöglichkeit, die alte Pleiner Mühle in der sich ganz ausgezeichnet speisen lässt, erreicht man leider erst bei etwa Kilometer 20. Wir haben uns für Brötchen-2-Go für die Mittagsrast entschieden und uns in der Pleiner Mühle ein Tässchen Kaffe (ja, auch draußen!) und ein Stück Käsekuchen entschieden. Alternativ könnte man auch auf größere Nahrungszufuhr tagsüber verzichten und sich in einem der zahlreichen Lokale im Zielort Wittlich am Abend ordentlich die Kalorienkeule geben. Jeder so wie er mag, nur ausreichend Getränke sollte man an einem warmen Tag schon mitnehmen, sonst kanns eng werden mit der Flüssigkeitsversorgung!

Um zwanzig nach fünf kamen wir im gemütlichen Tempo in Wittlich an und eine dreiviertel Stunde später stiegen wir in den Bus ein, der uns zurück nach Manderscheid respektive Daun brachte. Das war jetzt schon meine 5. Tour über den Lieserpfad und ich bin absolut überzeugt, dass das noch lange nicht das letzte Mal war. Das ist ebenso sicher, wie die enormen Motivationsprobleme die mich am kommenden Morgen beim Aufstehen plagen werden!

Viel Spaß mit den Fotos. Wenn irgendwas zu klein erscheinen sollte, einfach auf das Bild klicken und das sich neu öffnende Fenster nach Belieben vergrößern.

Euch allen einen sonnigen und entspannten Start in die neue Woche.
k0erschgen