Sonntag, 6. Mai 2012

Wandern gegen den Regen: Ahrschleife bei Altenahr

Wenn man einmal so richtig vom Wanderfieber gepackt wurde, dann lässt man sich so leicht nicht mehr aus der Fassung bringen, auch dann nicht, wenn man morgens aus dem Fenster schaut und dabei zusieht wie das Wasser in beachtlicher Menge und Kontinuität vom Himmel fällt. Heute morgen war genau dieser Fall eingetreten, und das Bild änderte sich auch nicht als ich zum zehnten Mal in 2 Stunden die Wetterlage prüfte. Für diese verzweifelten Lebenslagen ist der Wanderer aber propagandistisch hervorragend gerüstet mit der simplen Behauptung, dass es zum Wandern kein schlechtes Wetter gäbe, sondern nur unpassende Kleidung. An Tagen wie diesen ist man dann aufgefordert die Gültigkeit dieser Behauptung zu beweisen.

Gut gerüstet mit diversem High-Tech-Outdoor-Equipment (u.a. die eingangs erwähnte passende Kleidung) ging es heute daran, der Ahrschleife einen Besuch abzustatten und dabei 18,5 Kilometer mit knapp 600 Höhenmetern unter die Wanderstiefel zu kriegen. Ich muss gestehen, dass ich während der letzten beiden Jahre, das Weingebiet an der Ahr wandertechnisch überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, obwohl man ja von allen möglichen Wanderkollegen immer etwas von der Schönheit des Rotweinwanderwegs vorgeschwärmt bekommt. So bedurfte es dann eines kleinen Stupsers von Band- und Wanderkollegin Marita Pauli um eine entsprechende Tour herauszusuchen. Fündig wurde ich nach minutenlanger Suche im Netz bei www.gps-tour.info. Im Normalfall greife ich immer auf die sehr sorgfältig recherchierten Touren von www.naturaktiverleben.de zurück, aber für diese Region gab es dort nur noch eher kurze Touren, zumindest unter denen, die ich bisher noch nicht gelaufen bin.

Am Startpunkt angekommen, hatte sich der Regen weitestgehend verkrümelt und es gab nur noch ein paar Tropfen. Es ging zuerst ein Stückchen entlang der Ahr, bevor der erste Anstieg mit 150 Höhenmetern, und nach Erreichen eines kurzen Sattelpunktes noch einmal mit 120, aufwartete. Das war für den Anfang schon gar nicht übel. Ab hier hingen wir im wahrsten Wortsinne mit den Köpfen in den Wolken, aus denen sich nun auch wieder vermehrt Regentropfen lösten. Sehr bizarr sah es an den Punkten des Weges aus, wo der Hang steil abfällt und von denen man bei gutem Wetter bestimmt einen Hammer-Ausblick hat: der undurchdringliche Nebel ließ ein Gefühl aufkommen als wäre man in einem düsteren Science-Fiction Film gelandet. Allerdings dauerte dieser Zustand nicht allzu lange an, und nach ungefähr einer halben Stunde strebten wir, nun wieder mit Sicht ausgestattet, der Saffenburg zu, die auf einem Berg inmitten der Ahrschleife liegt. Hier reichte die Sicht sogar für ein ganz passables 360°-Panoramafoto. Danach ging es durch die Weinberge zurück zum Fluß und in Richtung Laach.

Für die Mittagseinkehr stand eigentlich der Gasthof Krämer in Laach bei Mayschoß auf dem Plan, dort hatte man allerdings die Köchin wegen der geringen zu erwartenden Gästeanzahl bereits um 13:15 nach Hause geschickt. Wenn ich in dieser Situation der Gastronom gewesen wäre, hätte ich den drei hungrigen Wanderern, die sich in den nicht wirklich berstend vollen Gasthof verirrt hatten, zumindest Kleinigkeiten in Form kalter Platten o.ä. angeboten. Allerdings konnte ich den Gedanken nicht abschütteln, dass der gute Mann eher einen freien Sonntagnachmittag im Sinn hatte. Nun denn, wer nicht will, der hat schon. Und eine nett gemachte Internetseite (www.gasthof-kraemer.de) ist noch lange kein Garant für gepflegte Gastlichkeit. So zogen wir dann ein wenig abseits der Route weiter in Richtung Mayschoß zum Jägerstübchen (www.jaegerstuebchen.de) wo wir sehr aufmerksam, freundlich und zügig bedient wurden. Ganz nebenbei war das Essen auch noch von ausgezeichneter Qualität, preislich schon eher als "leicht gehoben" zu klassifizieren, jedoch absolut jeden Cent wert.

Nach der Mittagsrast zeigte sich das Wetter wieder von einer besseren Seite. Allerdings mussten wir aus orthopädischen Gründen das bisher recht zügige Tempo ein wenig drosseln. Auch den Aufstieg zum Teufelsloch mussten wir aus den gleichen Gründen leider ausfallen lassen und die Tour um ein paar Kilometer kürzen. Trotzdem zeigte das GPS als wir wieder am Ausgangspunkt angelangt waren 18,5 km und 490 Höhenmeter Gesamtanstieg an, gar nicht übel für knappe 5 Stunden reine Laufzeit. Die Anzahl der tatsächlich gelaufenen Kilometer entsprach damit ziemlich genau der angeblichen Länge des herunter geladenen Tracks, und das obwohl wir geschätzte 4 Kilometer ausgelassen haben. Der kleine Umweg zum Jägerstübchen konnte das nicht verursacht haben. Ich sag´ mal: mit einem NAE-Track, wäre das nicht passiert.

Es gibt natürlich auch wieder ein paar Impressionen, aber die Kamera musste eine ganze Weile in der regensicheren Tasche bleiben, deshalb war die Ausbeute heute ein wenig begrenzt. Trotzdem hoffe ich, dass Ihr Eure Freude an den Bildern habt - schöner ist sowieso immer: selber hinfahren, wandern und gucken.

Einen entspannten Start in die Woche wünscht Euch
k0erschgen