Dienstag, 21. Mai 2013

Wanderwochenende im Bregenzerwald

Eigentlich war ja alles ganz anders geplant. Seitdem ich vor ein paar Jahren an einem dösigen Samstagmittag im SWR-Fernsehen einen Bericht über die sächsische Schweiz, aka Elbsandsteingebirge, gesehen hatte, war mir klar dass ich irgendwann dort aufschlagen würde um den viel gerühmten Malerweg zu bewandern. Dass Pfingstwochenende 2013 bot sich dafür geradezu an und so machte ich mich im späten Februar an die Vorbereitungen. Nachdem Route und Zwischenstationen ungefähr klar waren, mussten lediglich noch die Übernachtungsquartiere gebucht werden. Oh, was für eine Enttäuschung. Anscheinend hatten schon Millionen andere Menschen ähnliche Pläne gefasst und so musste ich nach einigen Tagen verzweifeltem Herumtelefonierens feststellen, dass wir wohl keine passenden Unterkünfte mehr finden würden. Es hätte für eine Übernachtung in seiner Herberge noch „zwee Blätze auf’m Douristenböden“ gegeben, wie mir ein freundlicher Herr im breitesten Sächsisch mitteilte, aber abgesehen davon war nichts zu machen. Na dann, eben etwas anderes in Schlagdistanz finden. Da wir uns sowieso schon auf ca. 600 Kilometer Anfahrt eingestellt hatten, konnten es ja ebenso gut die Alpen sein. In Mellau, einem kleinen österreichischen Ort im Bregenzerwald nahe des Bodensees, wurden wir schließlich bei der Pension Sonnberg fündig.

Und dann kam der Mai in Gestalt eines Novembers daher. Die Wettervorhersage für das Pfingstwochenende war für Mellau kaum günstiger als für das Rheinland. Nur im Osten (und natürlich auch in der sächsischen Schweiz - *grrrr*) sollte es schönstes Maiwetter geben. Egal, einen echten Wanderer schreckt so etwas nicht und so wollten wir wenigstens den Samstag, unseren Anreisetag, der mit halbwegs ordentlichem Wetter vorausgesagt, war auch für eine erste Tour nutzen.

Um 03:15 klingelte der Wecker an diesem Morgen und 1 Stunde später, nachdem das Gepäck ins Wandermobil verfrachtet war, zogen wir los um die Morgendämmerung auf der A61 zu genießen. Der Samstag hielt was die Wettervorhersage versprach. Je weiter wir nach Süden voran kamen desto besser wurde das Wetter und bald schon konnten wir am Horizont die schneebedeckten Alpen sichten.


Tag 1 – Zur Damülser Mittagsspitze

Um kurz nach elf hatten wir in der Pension eingecheckt, die Wanderbuxe angezogen und waren auf dem Weg zur Talstation der Bergbahn im Ort, mit der wir die ersten paar hundert Meter „auffi“ bequem im Sitzen zurücklegten. An der Roßstellalpe – der Bergstation – angekommen, entschieden wir uns kurzerhand für eine Tour zur Damülser Mittagsspitze, die uns von Süden her mit ihrem 2095 Meter hohen Gipfel begrüßte. Allerdings lag dort oben, und auch schon an der Bergstation auf ca. 1450m, einiges an Restschnee herum und so stellten wir uns schon mal darauf ein, dass sich der Plan vielleicht nicht würde realisieren lassen.

Aber zuerst ging es über einen befestigten Pfad in Richtung der Kanisfluhalpe. Der Kanisfluh ist sozusagen der Hausberg von Mellau und hat insgesamt vier Gipfel mit bis zu 2044 Metern Höhe. Auf unserem Weg konnten wir den höchsten Gipfel schneefrei erblicken und auch einige Menschen die sich am Gipfelkreuz aufhielten. Also sollte doch auch die Mittagsspitze irgendwie begehbar sein. Unverdrossen folgten wir dem Pfad, beschirmt von einem strahlend blauen, wolkenlosen Himmel. Die Wege waren infolge der immer noch anhaltenden Schneeschmelze teilweise sehr schlammig, aber noch gut begehbar. Wenn auch die Alpwiesen noch etwas bräunlich daher kamen, zeigte der Frühling dennoch sein buntes Gesicht mit vielen blühenden Blumen und bot manch hübsches Motiv für die Kamera. Die Wegbeschaffenheit änderte sich allerdings schlagartig als wir in einem weiten Bogen entlang einer Wand in Richtung des Bettlerkopfes gingen. Hier war der Weg über einen guten Kilometer komplett unter einer dicken Schicht harschen Schnees verborgen und wir konnten uns nur noch anhand des GPS-Tracks orientieren.

Bis zum Joch unterhalb des Bettlerkopfes wollten wir es auf jeden Fall schaffen und so kämpften wir uns mühsam über Schnee und Geröll voran. Ein Stück weit folgten wir den Fußspuren anderer Wanderer, die kurz vor uns die gleiche Expedition gestartet haben mussten, jedoch einen etwas anderen Weg eingeschlagen hatten. Der Grund dafür war schnell klar: überall strömte Schmelzwasser unter dem Schnee zu Tal und bildete tückische Hohlräume. Immer wieder mal, sackte man mit einem Bein ca. 50 cm tief in den Schnee ein, und man konnte sich leicht ausmalen, was die Folge wäre, wenn sich darunter ein munter sprudelndes Eiswasser-Bächlein verbergen würde. Nicht wirklich gefährlich, aber bestimmt äußerst unangenehm. So suchten wir uns vorsichtig tastend einen Weg durch das schwierige Gelände, und auch wenn es nur sehr langsam voran ging – es machte trotzdem Spaß. So viel Spaß, das wir gar nicht bemerkten wie uns die Sonne langsam aber sicher, unterstützt vom reflektierenden Schnee die linke Gesichtshälfte verbrannte.

Ein wenig abgekämpft kamen wir auf dem Joch an und mussten hier nun endgültig feststellen, dass der Aufstieg zur Mittagsspitze absolut nicht in Frage kommt, denn der weitere Weg lag auf der Nordseite der Wand an der wir gerade vorbeigelaufen waren und war komplett verschneit. So setzten wir unseren Weg über den Skihang talwärts fort um kurz vor der Rossstelle ein weiteres Mal, jetzt in westlicher Richtung entlang des Wildguntenlifts, zu einigen Hochalpen aufzusteigen. Diesmal konnten wir allerdings gut sehen, dass der Weg frei sein würde.

Vom Kojenkopf aus konnten wir einen tollen Postkartenblick über Mellau genießen und ebenso schöne Motive boten sich von der vorderen Suttis- und der Stelealpe, die ein wenig tiefer liegen. Zurück ging es über einen langen, breiten Waldweg, bis ganz hinab nach Mellau, wo an der Talstation schon das Wandermobil wartete.

Die Bilanz dieses Tages: 580 Auto- und 14,3 Wanderkilometer mit 500m An- und 1150m Abstieg, bei allerfeinstem Frühlingswetter. Gottseidank waren wir so früh losgefahren, sonst hätten wir uns mächtig geärgert.

Jetzt gibt´s zuerst mal ein paar Fotos, und gleich geht´s weiter mit Tag 2.


Tag 2 – Rund um Bregenz

Der zweite Tag bot ein eher trauriges Bild vom Balkon unserer Pension. Wildromantisch und mystisch zogen die Wolken und Nebelfetzen um das Kanisfluhmassiv und hüllten die Gipfel in dicke Watte. Beim exzellenten und reichhaltigen Frühstück in der Pension fassten wir den Plan eine Tour über das Hochälpele zu machen oder nach Bregenz zu fahren und dort ein wenig am Bodenseeufer entlang zu schlendern. Wegen des zu erwartenden Regens nahmen wir trotzdem das komplette Wanderequipment mit. Am Startpunkt der Hochälpeletour lag jedoch alles dicht in Nebel und Wolken gehüllt, und da wir keine Informationen hatten ob wir beim Aufstieg oberhalb der Wolken landen würden, zogen wir weiter in Richtung Bregenz.

Auf der Fahrt nach Bregenz zog sich das Wetter immer mehr zu, und just als wir das Auto in der Stadt nahe des Bodensees abgestellt hatten, öffnete der Himmel seine Schleusen, so dass wir gezwungen waren Miss Marple und Hudson, unsere Stockschirme, die wir wegen ihres leicht englisch anmutenden Äußerem so getauft haben, mit auf Tour zu nehmen. An der Seepromenade sah es eher aus wie an einem stürmischen Tag am Blanken Hans. Meterhoch schossen die Wasserfontänen auf, wenn die Wellen von einem kräftigen Wind angetrieben gegen die Ufermauer schlugen. Egal, wir spannten unsere englischen Begleiter auf und zogen unverdrossen (na ja, fast) unsere Bahn entlang des Seeufers in Richtung der Mündung der Bregenzerach, jenem Fluss, der auch durch Mellau fließt. Aber der Regen währte nicht lange. Nach ca. einer Stunde tröpfelte es nur noch und wir konnten wieder weit über den See, bis nach Friedrichshafen auf der anderen Seite blicken. Wir folgten der Bregenzerach flussaufwärts am Stadtrand entlang und bald schaute sogar die Sonne ums Eck und ließ See und Berge in ihrem warmen Licht erstrahlen.

So ganz ohne Aussicht wollten wir den Tag dann doch nicht enden lassen, und so suchten und fanden wir einen Weg aufwärts zum Gebhardsberg auf dem sich ein altes Schloss befindet. Dort wollten wir auch unsere Wasservorräte wieder auffüllen, aber statt eines Kiosks oder einer Gaststätte fanden wir nur ein Restaurant mit livrierten, abgebrochenen Kellnern vor, die uns zudem noch darüber aufklärten, dass die Aussenterasse geschlossen war. Pff, dann eben nicht. Wir schossen noch ein paar Fotos an dieser wirklich  sehr schönen Location und machten uns durch einen schönen, grünen Buchenwald auf den Weg zurück zum Auto.

Bilanz des Tages: 15,5 Wanderkilometer und beschauliche 280 Meter Anstieg. Nicht gerade eine Herausforderung, aber nach der Strapaze des Vortags genau richtig. Hier noch die Bilder dieses Tages.


Tag 3 – Tour über den Hochälplekopf

Neuer Tag, neues Glück. Die Vorhersage war zwar durchwachsen, aber nicht ganz so schlecht wie am Vortag. Also, wieder auf nach Bödele, dem Startpunkt der Tour über den Hochälplekopf. Die eventuell ausbleibenden Fernblicke wollte ich wenigstens mit ein „paar Geocaches“ (55 um genau zu sein) die auf der Tour liegen versüßen.

Aber das Wetter war deutlich besser als erwartet. Zwar mussten wir den einen oder anderen kurzen Schauer einstecken, aber dafür kam auch die Sonne immer wieder mal durch und so war es dann fast perfektes Wanderwetter. Die Tour an sich ist sehr schön. Ein wenig mittelgebirgsartig – die höchste Erhebung ist der Hochälplekopf mit 1460 Metern - bietet aber dennoch wirklich viele schöne Ausblicke. Nachdem wir die ersten 12 Geocaches eingesackt hatten machten wir eine kurze Rast an der Lustenauer Hütte, bevor wir weiter in Richtung Bregenzerhütte zogen. Es gab einige tolle Motive abzulichten und wir zogen mit gemäßigtem Tempo (nicht zuletzt wegen des Geocaching-Stop-and-go, der uns alle 200 Meter wegen eines zu suchenden Döschens aufgezwungen wurde)  bergauf.

An der Weissenfluhalpe, die nicht einfach zu erreichen war wegen der sehr schlammigen und rutschigen Wiesenpfade, gab es endlich mal wieder Gelegenheit für ein 360° Panorama. Wir nutzten eine Sitzgelegenheit an der Hütte für eine kurze Rast. Denn nach dem Abstieg über den gleichen Pfad ging es ja schließlich noch mal nach oben, zum Hochälplekopf.
Dort wurde es dann wegtechnisch endgültig schwierig bis bedenklich. Zwar sind die Wege gut gepflegt und gut erkennbar, aber auf fast der kompletten Distanz zwischen Weissenfluh und Hochälple sehr schlammig und glitschig. Dort wo es zu arg ist, sind Baumscheiben oder mit Drahtgitter bespannte Bohlen ausgelegt, aber trotzdem erfordert dieser Abschnitt einiges an Geschicklichkeit und Trittsicherheit. Offensichtlich haben wir von beidem genug, denn wir erreichten die Hütte am Hochälple zwar mit grau-braunen Hosenbeinen jedoch ohne Stürze oder andere Unbill. Wir machten eine weitere, kurze Rast unter dem Dachüberhang der Hütte um uns vor dem wieder einsetzenden Regen zu schützen, zogen die Regenjacken über, spannten Miss Marple und Hudson auf und machten uns an den langen Abstieg zurück nach Bödele.

Bilanz des Tages: Man mag es kaum glauben. Die Tour hat lediglich 15,5 Kilometer und 550 Meter Gesamtanstieg, trotzdem waren wir ganz ordentlich müde als wir das Auto erreicht hatten. Da wir auf dem Weg 43 der insgesamt 55 Geocaches gesucht und gefunden hatten, scheint sich hier einmal mehr die These zu bewahrheiten, dass man am besten wandert wenn man über längere Strecken ein gleichmäßiges Tempo hinlegt. Der ermüdende Stop-and-go-Effekt ist mir schon mehrfach bei so genannten Powercaching-Touren aufgefallen. Ein letztes Foto mit dem Ausblick vom Parkplatz, dann durften die völlig eingesauten Wanderschuhe in den Kofferraum zum Trocknen, und wir zurück nach Mellau zur letzten Übernachtung an diesem Pfingstwochenende.


Der nächste Morgen bot das übliche Abreisetag-Szenario: Frühstücken, Koffer packen, auschecken (nicht ohne ein reichliches Trinkgeld ´drauf zu legen, für die Pensionswirtin, die sich sehr herzlich um alles gekümmert hat und sogar am Samstagabend ihren Sohn für eine spektakuläre Netzwerk-Verkabelungsaktion heranzog, damit meine Holde dass letzte Playoff-Spiel der Telekom-Baskets gegen Oldenburg am Laptop per Live-Stream verfolgen konnte). Was ich eigentlich damit sagen möchte: die Pension Sonnberg, die neben dem normalen Zimmerbetrieb auch einige Ferienwohnungen hat, ist absolut zu empfehlen. Falls jemand mal in der Ecke was sucht – hier ist die Internetadresse.

Trotz durchwachsenem Wetter also ein sehr schönes Pfingstwochenende, sogar mit Sonnenbrand. Und zwar dergestalt, dass sich die Haut in meiner linken Gesichtshälfte zwei Tage später abzupellen begann. Rund 45 Wanderkilometer hatten wir bewältigt und viele schöne Alpenkulissen gesehen, auch wenn uns die höheren Gipfel wegen des Schnees noch verwehrt blieben. Die Tracks aller Touren könnt Ihr bei gpsies.com anschauen (Tag1, Tag2 und Tag3). Dort gibt es sogar animierte 3D-Flüge mit Google-Earth!

Eine schöne Woche wünsche ich allerseits, bevor es die Fotos des letzten Tages gibt.
Stay tuned!
k0erschgen




Sonntag, 5. Mai 2013

Moselschleife und Moselsteige - von Ediger-Eller nach Ernst

Heute wollten wir endlich grün! Jawoll! Grün, grün und am besten noch mehr grün. Am Maifeiertag hatten wir mit dem Lampertstal ja frühlingstechnisch nicht wirklich den Hauptgewinn gezogen, wenn es auch landschaftlich eine schöne und interessante Tour war. Im Rheintal waren dagegen die Blätter an Bäumen und Sträuchern in den letzten Tagen fast schon explodiert und die Annahme, dass es im Moseltal genauso aussieht, wollten wir einer genaueren Prüfung unterziehen. Da kam die Tourempfehlung „Moselschleife – Roter Weinbergpfirsich“ von der facebook-Seite des Eifelvereins gerade recht. Ich hatte die Route nicht allzu genau studiert, sondern nur kurz gecheckt ob Länge und Steigungsanteile in etwa passen und mir den Google-Earth Panoramaflug angeschaut. Das sah nach relativ vielen befestigten und geteerten Wegen, wenig Wald, dafür umso mehr Weinbergen aus. Macht ja nichts, Hauptsache grün.

Ein kurzes Zittern gab es am Samstag noch wegen der Wettervorhersage – die feinen Damen und Herren Wetterfrösche hatten doch tatsächlich für den Sonntag in Eifel und Hochsauerland einzelne Schauer gemeldet – aber am Sonntagmorgen reichte ein Blick aus dem Fenster um alle Zweifel ob sich die 80-minütige Anfahrt lohnen würde zu zerstreuen. Man sollte den Vorhersagen auch nicht immer alles glauben! Vorsichtshalber hatten wir aber doch noch etwas Langärmeliges im Gepäck uns aber in weiser Voraussicht schon die „Zip-Off-Wanderbeinkleider“ angezogen. Der Busfahrplan der RMV-Linie 711 für die Rückfahrt war im Gepäck, der GPS-Track aufs Garmin geladen und auf ging´s nach Ediger-Eller, dem Start der (gemessen!) 21,3 Kilometer langen Streckenwanderung.

Während es auf unserer Anfahrt in der Gegend um Mayen noch ein bisschen kahl aussah, wurden im Moseltal alle unsere Erwartungen erfüllt. Überall winkte sattes Grün von den Bäumen und es gab überall Blüten zu sehen, wohin man auch schaute. Die Sonne strahlte mit dem blauen Himmel um die Wette. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht machten wir uns an den ersten Aufstieg über die Weinberge von Nehren. Bereits 2 Kilometer nach dem Start mussten wir den „Zipp-Off-Hosenjoker“ ziehen denn in den Weinbergen wurde es am Vormittag schon ganz ordentlich warm. Zum Glück wehte auf den Höhen ein leichter, kühlender Wind – ideales Wanderwetter also. Wegführungstechnisch war die Wanderung bis dorthin noch kein Highlight denn wir gingen bis nach Senheim, dem ersten Abschnitt der Strecke, fast nur über Asphalt oder befestigte Wege, aber das störte heute nicht. Wir genossen unbeschwert die tollen Ausblicke über das Moseltal, das Kaiserwetter und die frischen Farben entlang des Weges.

Nachdem wir Senheim hinter uns gelassen hatten, wurden wir unerwartet mit einem kleinen Schmankerl in Form des Goldlaysteigs überrascht. Ups, das hatte ich ja gar nicht auf dem Schirm, ich hätte wohl besser mal die Tourenbeschreibung lesen sollen. Aber so dolle konnte es mit dem Schwierigkeitsgrad ja nicht werden und so erklommen wir unverzagt die Steigung hinauf zum Schlack und zum Schellenberg. Ungefähr von der Mitte dieses ordentlich steilen, fast schon alpinen Anstiegs ergab sich die erste Gelegenheit ein tolles Panorama zu schießen. Die zweite Hälfte dagegen verlief eher moderat auf lauschigen Pfaden durch einen schattigen Eichenwald, bevor der Weg sich wieder nach unten neigte, hinab zur Burg Metternich und dem schönen Moselörtchen Beilstein wo wir es uns gut gehen lassen wollten.

In Beilstein, so unsere Befürchtung, würde bei diesem Wetter die Hölle los sein und der Blick von der Waldeslust, einem Waldgrillplatz oberhalb der Briederner Schweiz, zeigte jede Menge vollgepackte Parkplätze entlang der Moseluferstrasse. Na ja, dann würde ich halt Gelegenheit haben, mein mit den Jahren doch arg angestaubtes Niederländisch wieder aufpolieren zu können. Im Ort angekommen stellten sich unsere Bedenken dann aber als völlig Gegenstandslos heraus und wir fanden ohne Problem mitten in dem wunderschönen, historischen Ort einen schattigen Außensitzplatz und labten uns an der leckeren, gut bürgerlichen Küche des Hotels „Zur Guten Quelle“. Bevor wir uns aber wieder auf den Weg machten, musste noch ein Eis her, damit die körpereigene Energiebilanz wieder hergestellt werden konnte. Das war auch nötig, wie wir bald feststellen sollten, denn kurz nachdem wir die Weinberge nördlich von Beilstein betreten hatten, standen wir auch schon überraschend vor dem nächsten Steig, dem „Erlebnis Moselkrampen“. Der Begriff „Moselkrampen“ stammt übrigens unübersehbar von der Form die der Fluss hier in die Landschaft eingegraben hat. Sei´s ´drum, ich sollte mir wieder angewöhnen die Tourenbeschreibungen genauer zu lesen, denn hier erwartete uns ein weiteres Highlight. Ein wirklich romantisch verschlungener, schmaler Pfad der schon ein wenig Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Was allerdings völlig unerwartet kam, war die aufsteigende Hitze der Schieferklüfte, die uns stellenweise fast den Atem raubte.

Und weiter gings zum nächsten Highlight, dem Aussichtspunkt am Schafberg kurz vor Bruttig-Fankel. Hier rasteten wir eine Weile und schauten den Falken über der Mosel zu, die die gute Thermik und den leichten Wind für ihre eleganten Segelflüge nutzten, bevor wir uns auf die letzte Etappe nach Ernst aufmachten. Mit gelassenem Timing erreichten wir den Zielort und erwischten sogar noch den Bus zurück nach Ediger-Eller um 18:17 Uhr. Auf der erstaunlich lange dauernden Rückfahrt (waren wir wirklich so weit gelaufen?) hatten wir dann noch mal Gelegenheit fast alle Stationen des Tages wieder zu sehen. Das hat man auch nicht bei jeder Wanderung.

Nicht umsonst zählt die Mosel zu den schönsten Wandergegenden überhaupt. Diese Tour im Besonderen hat unendlich viel zu bieten, vor allem zu dieser Jahreszeit. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass der Herbst, wenn das Weinlaub bunt wird ebenso reizvoll sein könnte. "Versuch macht kluch", oder so ähnlich. Diese Tour ist zum Nachwandern in höchstem Maße zu empfehlen – wer möchte kann sich natürlich auch unseren Track herunterladen. Wir haben den Akku in jedem Fall wieder randvoll, mit schönen Bildern und anderen Eindrücken, und werden die Woche sicher mit einem Lächeln im Gesicht beginnen.

Euch allen einen mindestens ebenso entspannten Start in die Woche.
Stay tuned!
k0erschgen