Samstag, 31. Mai 2014

Revival: Höhen- und Tälerwanderung abseits der Ahr bei Staffel

Am 17. Juni 2012 hatten meine Liebste und ich auf dieser wirklich schweren Tour erstmals unsere Kompatibilität in Sachen Wandern höchst erfolgreich erprobt, allerhöchste Zeit also für ein Revival da sich dieser Tag ja nun fast schon zum zweiten Mal jährt!

Die Runde ist eine der längsten und anspruchsvollsten aus dem umfangreichen Programm von www.naturaktiverleben.de. Das Wanderportal auf dem ausschließlich Premiumwanderungen zu finden sind wird in Kürze seine einhundertste Wanderung veröffentlichen. Wir gratulieren recht herzlich und nutzen die Gelegenheit um noch einmal Danke zu sagen, für die unermüdliche und akribische Arbeit der Damen und Herren, die jede einzelne der veröffentlichten Touren zu einem einzigartigen Erlebnis machen.

Es gibt aber noch andere Neuigkeiten zu vermelden. Gestern habe ich meine treue und stets verlässliche Nikon D60 in die wohlverdiente Rente geschickt. Für meinen Einstieg in die Digitalfotografie bin ich mit der kleinen und leichten Begleiterin immer gut gefahren und es sind mir einige tolle Bilder gelungen. Aber der technische Fortschritt ist unaufhaltsam, und so tritt nun eine nigel-nagel-neue D7100 an ihre Stelle. Die ersten Ergebnisse zeigen zwar, dass ich noch einiges lernen muss um die Möglichkeiten der neuen Kamera voll auszuschöpfen (viele, viele, neue Knöpfe) aber in Sachen Bildqualität ist das definitiv ein Quantensprung.

Weiters (wie der Österreicher sagt) werde ich meinen Blog ab jetzt ein wenig auflockern und in die oftmals etwas länglich ausfallenden Textwüsten das eine oder andere Foto einstreuen. Keine Angst: es wird immer noch das komplette und vollständig kommentierte Album am Schluss geben, aber ich finde dass es auch hier an der Zeit ist, etwas zu ändern.

Recht früh waren wir heute unterwegs, 09:15 zeigte die Uhr als wir vom Parkplatz am Ortseingang von Staffel loszogen. Wir hatten schließlich einige Kilometer und Höhenmeter vor der Brust. Die Wanderung beginnt mit einem mäßig steilen, aber stetigen Anstieg oberhalb der Verbindungsstrasse nach Heckenbach. Aufgrund der frühen Stunde, boten sich hier viele tolle Blicke die durch die noch tief stehende Sonne mit wunderschönen Streiflichtern garniert wurden.


Einige Wegabschnitte sind im späten Frühjahr stellenweise schon recht zugewachsen und weil dorthin kaum ein Mensch seine Schritte lenkt, sind lange Beinkleider unbedingt Pflicht, will man nicht von den Zecken aufgefressen werden. Begibt man sich im Spätsommer auf diese Wanderung ist sie wohl kaum noch ohne GPS-Tracker machbar, da man viele Wegeinstiege nicht mehr finden wird.

Nach dem Abstieg ins Tal von Heckenbach geht es auch gleich wieder bergauf, genauso stetig, aber diesmal um einiges steiler. Dieses Auf und Ab ist charakteristisch für die Tour und sorgt für den eingangs erwähnten, hohen Schwierigkeitsgrad. Als wir den Wald verlassen bietet sich auch schon gleich der erste tolle Fernblick in der unverwechselbaren Geschmacksrichtung „Eifel“. Zeit die Kamera zum ersten Mal um 180° rotieren zu lassen.

Und es geht weiter bergauf, knappe 600 Meter ü.N.N werden wir bald erreicht haben, aber zuerst geht es wieder über eine große Wiesenfläche. In ungefähr 150 Metern Entfernung erblicken wir eine Gruppe Rothirschkühe, und ein wenig abseits am Waldrand steht der „Rest“ des Rudels, etwa 40 Tiere, die unser Kommen bereits bemerkt haben und aufmerksam in unsere Richtung blicken. Vielleicht kommen wir ja noch ein bisschen näher heran – allzu gut sehen Hirsche auf Entfernung ja bekanntlich nicht. Unsere Bewegung nehmen sie aber dennoch wahr und fliehen nach und nach zu ihrem Rudel, um kurze Zeit später ganz im Wald zu verschwinden. Jetzt wundern uns auch die vielen Hufabdrücke auf den Wegen, die wir abseits der Ortschaften gesehen hatten nicht mehr. Überhaupt scheint der ganze Wald in der Umgebung proppevoll mit Rotwild zu sein. Wir werden auf unserem weiteren Weg noch zweimal Gelegenheit bekommen diese scheuen Tiere in freier Wildbahn zu bewundern.


Ein lauschiger Grasweg entlang des Waldrands führt uns schließlich zum höchsten Punkt der Wanderung. Danach geht es stetig bergab. Einige Passagen führen recht steil nach unten. Gut, dass wir die Tour nicht in umgekehrter Richtung gelaufen sind.

Das erste Highlight der Wanderung, die Wachholderheide auf dem Wiwwelsberg erreichen wir nach einem weiteren Anstieg und insgesamt 11 Kilometern. Wir breiten die Picknickdecke aus und legen eine ausgiebige Rast ein. Sobald man sich auf den Boden setzt wo kein Windzug mehr zu spüren ist brennt die Sonne mit großer Kraft auf der Haut und lässt die gelegentliche Kühle der waldigen Streckenabschnitte vergessen. Sonnenmilch? Fehlanzeige! Also scheint der nächste Sonnenbrand schon vorprogrammiert. Egal, wir lassen den lieben Herrgott für eine knappe Stunde einen guten Mann sein, bevor wir wieder weiterziehen.


Orthopädisch begründete Querelen zwingen uns beim Erreichen des Staffeler Baches schließlich zu dem schweren Entschluss bei Kilometer 16 die Tour radikal zu verkürzen. Jetzt noch ein gutes Dutzend Kilometer mehr ´drauf zu packen wäre reine Quälerei und so muss der sportliche Ehrgeiz mal hinter dem Genuss-Aspekt des Wanderns zurückstehen.

Wir werden allerdings großartig mit einem weiteren Highlight entschädigt, denn der Weg durch das Tal des Staffeler Bachs, welches leider durch eine längs hindurch verlaufende Hochspannungsleitung ein wenig verschandelt ist, ist in dieser Jahreszeit und bei dem sonnigen Wetter ein olfaktorisches Erlebnis allererster Güte. Soll mir noch mal einer von den Lenor-Werbefuzzis was von „Weichspüler mit dem Duft einer Sommerwiese“ erzählen! Wenn es denen gelingt, das was man hier erschnüffeln kann auf Flaschen zu ziehen, können sie es gerne noch einmal versuchen. Wenn es um Natur geht gilt immer noch: „nothing like the real thing“.

Der kleine Staffeler Bach, der sich durch die üppige Sommerwiese talwärts windet führt einmal mehr deutlich vor Augen, was unter einem Biotop zu verstehen ist, denn er bildet tatsächlich die Lebensader des Tals. Hier sehen wir zum ersten Mal wilde Schwertlilien mit ihren beeindruckend großen, gelben Blüten. Überhaupt ist die gesamte Vegetation an den Ufern des Baches sehr vielfältig. Auch die Fauna hat etwas zu bieten: überall flattern Blauflügel-Prachtlibellen herum. Die Versuche einen dieser wunderschönen Vierflügler angemessen vor die Kamera zu bekommen bleiben weitgehend erfolglos. Als sich schließlich eines der hektischen Tiere, zu unserer großen Überraschung, in aller Seelenruhe (das heißt, für ca. 5 Sekunden) auf der Hand meiner Liebsten niederlässt, bin ich leider auf der falschen Seite des Baches und damit zu weit weg für ein gutes Foto.


Kurz vor 17 Uhr, nach knapp 19 Kilo- und 740 Höhenmetern, erreichen wir, erfüllt von den wunderschönen Eindrücken des Tages und völlig tiefenentspannt wieder unser Wandermobil. Die Attraktivität der Wanderung leidet durch die Abkürzung entlang des Staffeler Bachs nicht im Geringsten. Wer sich also scheut die komplette Distanz von (nominell) 26 Kilometern zu absolvieren, kann sich hier unseren verkürzten GPS-Track herunterladen und einen ganzen Tag lang Natur pur erleben.

Im Anschluss findet Ihr, wie versprochen, alle Bilder der Tour im gewohnten Album zum Durchblättern. Wir haben jetzt noch den kompletten Sonntag zum Chillen (oder vielleicht doch noch für eine kleine, weitere Wanderung?) zur Verfügung. Einen entspannten Start in eine sonnige Woche, Euch allen.
Stay tuned!

k0erschgen



Sonntag, 4. Mai 2014

Zwei Tage auf dem Moselsteig

Ich habe gerade einen Schrecken bekommen, aber so richtig, als ich in die Zeitleiste meines Blogs geschaut, und dabei festgestellt habe, dass der letzte Post aus dem August 2013 stammt. Kinder, wie die Zeit vergeht, und wie sie manchmal einfach so durch die Finger rinnt. Natürlich waren wir auch in der Zwischenzeit viel auf Wanderstiefeln unterwegs, aber irgendwie hat immer die Zeit gefehlt all die geknipsten Fotos zu bearbeiten und in einen Blogeintrag zu verpacken. Aber ich gelobe Besserung!

Den Anlass zu dieser Wanderung gab meine Liebste, die mir zum halbrunden Geburtstag im Januar eine Übernachtung in der Remise in Neef geschenkt hatte, wo wir vor anderthalb Jahren schon einmal logiert hatten. Da wir in dieser Ecke der Mosel wohl schon alle bekannten Rundwanderungen gelaufen sind, kam mir die Idee, doch noch einmal eine Streckenwanderung zu planen. Ein sehr schöner Artikel über den Moselsteig aus der „Zeit“, über den ich vor ein paar Wochen zufällig bei facebook gestolpert war, gab dann den zweiten, zündenden Impuls zu „zwei Etappen Moselsteig mit einer Übernachtung in Neef“. Da das ÖPNV-Netz an der Mosel reibungslos funktioniert ist die Planung eine Kleinigkeit, zumindest wenn man das Lesen von Bus- und Bahnfahrplänen beherrscht. Die Etappen des Moselsteigs kann man als GPX-Tracks im Netz herunterladen, und so war der technische Teil schnell erledigt. Der Abschnitt 16 von Ediger-Eller nach Neef misst lediglich 11 Kilometer, ein wenig zu kurz also für eine Tagesetappe. Da wir am ersten Tag aber noch die Anfahrt berücksichtigen mussten, hängten wir noch ein kleines Stück der Etappe 17 Beilstein – Ediger an und starteten die Tour in Senhals. So lagen für den Samstag ca. 16 und für den Sonntag mit der Etappe 15 von Neef nach Zell noch einmal 20 Kilometer vor uns.

Das Wetter versprach zum Wochenende gerade noch die Kurve zu kriegen und sowohl der Samstag als auch der Sonntag lösten dieses Versprechen zur vollsten Zufriedenheit ein. Während der Samstag noch ein wenig wolkig und kühl, mit teilweise kräftigem, frischem Wind war, wurde es am zweiten Tag durchweg sonnig und fast sommerlich warm – ideales Wanderwetter also.

Der erste Aufstieg von Senhals verläuft moderat durch die Weinberge und führt über bewaldete Höhen, von denen man immer wieder einen Blick auf die sich durch das Tal windende Mosel, die hier beiderseits von lauschigen Flußauen flankiert wird, erhaschen kann in Richtung Ediger. Das Städtchen am linken Moselufer habe ich schon oft durchreist, sei es per Auto, per Fahrrad oder sogar vor einer gefühlten Ewigkeit per Mofa. Das Gewirr der engen Gassen mit seinen pittoresken, uralten Häusern ist ein wahres Eldorado für Romantiker. An jedem dritten Gebäude weisen kleine Tontafeln auf historische Besonderheiten aus der bewegten Geschichte des Ortes hin. Das hiesige Fremdenverkehrsbüro bietet sogar Führungen durch den Ort an – diese Erfahrung, muss ich zugeben, fehlt mir noch in meiner Sammlung.

Kurz nachdem man den angrenzenden Ortsteil Eller hinter sich gelassen hat und unter der Eisenbahnbrücke hindurch gewandert ist, liegt er gleich zur Rechten, der steilste Weinberg Europas und mein persönliches Wanderhighlight an der Mosel: der Bremmer Calmont. Es ist jetzt schon das vierte Mal dass ich dem Klettersteig in dem alten Weinberg einen Besuch abstatte, aber er fasziniert mich immer wieder, ganz besonders wegen der vielen wechselnden und atemberaubenden Ausblicke entlang des Berges und über die Moselschleife, an deren Scheitelpunkt sich der Weinort Bremm befindet. Aber auch andere Interessen werden hier bedient. Wer sich für Weinanbau interessiert kann sich hier einen sehr plakativen Eindruck von dem Begriff „Steillage“ verschaffen, die Flora besitzt einen Artenreichtum die ihresgleichen sucht und den man in einer, seit Jahrhunderten von Menschenhand geprägten Kulturlandschaft wohl kaum erwartet, und noch vieles mehr. Ein wenig Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man freilich mitbringen, denn obwohl der Calmont kein reinrassiger Klettersteig ist, gibt es doch ein paar schwierige Stellen die es zu überwinden gilt – aber natürlich ist dank der großzügigen Ausstattung mit Leitern und Drahtseilen, alles gut ohne Klettersteiggeschirr zu meistern.

Die folgende kleine Rast in Bremm versüßten wir uns mit einem Eis, bevor es an den letzten Abschnitt des Tages ging, der uns durch flache Weingärten nach Neef führte wo das Nachtlager auf uns wartete.

Bei unserem ersten Besuch 2012 hieß das Haus noch „Gaststätte Remise“. Wir waren damals im Netz bei der Suche nach einer günstigen Unterkunft in Neef darüber gestolpert, und es hatte uns in dem kleinen Hotel, mit gemütlich eingerichteten Zimmern, einem rustikalen Frühstücks- und ehemaligen Schankraum und einem hellen, aber schattigen Biergarten schon ganz gut gefallen. Inzwischen ist das Hotel aber an neue Besitzer übergegangen, die nicht nur den Namen in „Das kleine Weinhotel“ geändert, sondern auch das Konzept des Ladens ganz ordentlich umgekrempelt haben – und das im allerpositivsten Sinne!

Bei unserer Ankunft gegen 17:00 Uhr wurden wir freundlich von der Dame des Hauses begrüßt. Sie bat uns vielmals um Entschuldigung, aber unser Zimmer sei noch nicht fertig, weil es dem vorherigen Gast nicht so gut gegangen sei, und die Abreise ein wenig nach hinten verschoben werden musste bis der Kreislauf wieder mitspielte. Absolut kein Problem für uns, so müde waren wir ja nun auch wieder nicht, nach 16 Kilometern. Wir verstauten unsere Rucksäcke im Flur und beschlossen noch ein wenig zum Moselufer zu gehen und dort die Füße im Wasser baumeln zu lassen. Als wir nach einer knappen Stunde wieder zurückkamen, lagen die Arbeiten an unserem Zimmer in den letzten Zügen und wir wurden für die verbleibenden Minuten des Wartens zu einem Getränk auf Kosten des Hauses eingeladen.

Das Zimmer, in dem wir bereits vor anderthalb Jahren logiert hatten, war kaum noch wieder zu erkennen. Die Vorbesitzerin hatte ganz offensichtlich einen ausgeprägten Hang zu „romantischer Dekoration“, oder wie der Volksmund sagt: „Nippes“. Dieses gemütliche Chaos von einst ist nun unter der neuen Führung einer schlichten, geschmackvollen Behaglichkeit gewichen, die sehr gut zu dem uralten Gemäuer passt. Im Biergarten und dem einstigen Frühstücksraum wurde ordentlich aufgeräumt, und auch kulinarisch ist nichts mehr beim Alten geblieben. Die Weinkarte führt 20 offene und insgesamt 50 Weine bester Qualität von der Mittelmosel, zum Frühstück werden allerfeinste Produkte aus der unmittelbaren Region serviert. Wir haben uns dann im Nachhinein schon ein wenig geärgert, dass wir zum Abendessen (welches auch ganz ordentlich war) in der „Blauen Traube“ am Moselufer eingekehrt waren, und nicht dem zweifellos köstlichen Kalbsschnitzel der Hausküche den Vorzug gegeben hatten – aber dazu finden wir später bestimmt noch einmal eine Gelegenheit.

Vor allem aber gibt es im „Kleinen Weinhotel“ Gastlichkeit in Reinkultur. Und das ist immer, und nur dann, der Fall, wenn die Betreiber mit Herz, Verstand und Spaß bei der Sache sind, ihren Job beherrschen und aus Überzeugung alles dafür tun, den Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Wir drücken jedenfalls die Daumen und wünschen den beiden viel Erfolg für ihr Vorhaben. Dass wir dort nicht zum letzen Mal gewesen sind, versteht sich von selbst!

Am nächsten Tag brachen wir relativ spät auf, zuerst musste ja das leckere Frühstück genossen werden und beim Checkout nach dem Packen, hätten wir uns mit der Besitzerin fast noch völlig verquatscht.
Über lange Treppen führte uns der Weg Stück für Stück hinauf auf den Petersberg und von dort auf den „Kälwerkopp“. Von beiden Punkten bietet sich ein toller Ausblick über die Moselschleife – diesmal allerdings „von innen“. Eine großartige Gelegenheit für ein (fast) Rundum-Panorama-Foto. Die Etappe von Neef nach Zell ist was die Wegführung anbelangt, erstaunlich abwechslungsreich. Es geht zunächst kaum durch die für die Mosel typischen Weinberge, wenn überhaupt dann eher auf Wiesenwegen darüber hinweg. Die ersten Kilometer schlängelt sich der Weg vielmehr durch schattige Laubwälder – ein Umstand, den wir aufgrund des strahlenden Wetters gerne in Kauf nahmen, denn auf dem letzten Stück vor Zell würden wir von der Nachmittagssonne sowieso noch ordentlich gegrillt werden. Ein wenig schade dass es nicht mehr Pfadanteile gibt, die meisten Wege sind breit und gut ausgebaut, aber das ist ja vielleicht auch besser so, weil man den Blick entspannter über die Landschaft schweifen lassen kann anstatt andauernd auf seine Füße schauen zu müssen.

Die gegenüber dem Morgen deutlich angestiegenen Temperaturen lockten alles hervor was Beine oder auch Flügel hat. Viele Schmetterlinge unterschiedlichster Arten (sogar einen Schwalbenschwanz) konnten wir bewundern, und natürlich die allgegenwärtigen Eidechsen, die aber kaum einmal für ein Foto posieren wollten, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt waren von einer Mauerritze in die nächste zu flitzen.

Die letzten Kilometer ging es dann direkt durch die flacheren Weinberge kurz vor Zell, wo die Rebstöcke kaum Schatten werfen, da sie im frühen Mai noch nicht viel Laub tragen. So konnte die Sonne in Zusammenarbeit mit dem Schieferboden Ihre volle Kraft entfalten und wir waren um jeden kühlenden Windhauch dankbar.

In Zell angekommen hatten wir noch ein bisschen Zeit bis uns der letzte Bus der Linie 720 (oder war es doch die 711? Egal!) zurück nach Senhals bringen sollte. Nach 20 Kilometern Strecke darf sich auch der Hunger mal zu Wort melden, und so schauten wir uns im Ort nach einer geeigneten Gaststätte um. Wir landeten schließlich in der „Schatzkammer“, ein wenig oberhalb der Hauptgeschäftsstrasse des beschaulichen Städtchens, und bekamen hier das genaue Gegenteil von gepflegter Gastronomie serviert. Schon beim Anblick des Kellners, wurde ich von Fluchtreflexen durchzuckt, denen ich besser umgehend hätte nachgegeben sollen und auch der anschließende Blick in die Karte verhieß nichts Gutes. Der gesamte erste Eindruck bestätigte sich dann auch kurze Zeit später in Gestalt eines dünnen und völlig fettig frittierten Zwiebelschnitzels, dass aber erstaunlicherweise die Konsistenz eines Salz-Crackers besaß. Auch die Soße zum "Rindergulasch mit Klößen und Rotkohl" das meine Liebste geordert hatte, konnte ihre Herkunft nur ungenügend verbergen (Maggi oder Knorr?). Manchmal sollte man einfach aufstehen und wieder gehen, aber man kann ja nicht immer gewinnen.

Wir bedachten den Kellner für die Überbringung dieser kulinarische Meisterleistung mit einem satten Trinkgeld in Höhe von dreißig Cent und schlenderten anschließend noch ein bisschen durch Zell, über die Fußgängerbrücke hoch über der Mosel nach Kaimt und zurück, bis endlich der Bus eintraf, der uns zurück nach Senhals brachte. Wenn man eine Streckenwanderung an der Mosel macht und anschließend mit dem Bus zum Ausgangspunkt zurückfährt, hat man den lustigen Effekt, dass man quasi „im Zeitraffer rückwärts“ noch einmal einige der Ecken, die man zuvor bewandert hat zu sehen bekommt. Vielleicht ist das der Grund warum diese Wanderungen immer so gut im Kopf hängen bleiben. Vermutlich liegt es aber mehr an der großartigen Landschaft des Moseltals, die wohl jeden Wanderer sofort in ihren Bann zieht.

Das waren jetzt nur zweieinhalb der insgesamt 24 Etappen des Moselsteigs, es bleibt also noch genügend Stoff für weitere tolle Wanderungen auf diesem Weg, und natürlich den einen oder anderen Blogartikel.

Eine schöne Woche, Euch allen!
Stay tuned!
k0erschgen