Sonntag, 24. März 2013

Waldbreitbacher Wiedtraum

Waldbreitbach - Gasbitze - Roßbach - Roßbacher Häubchen - Hochscheid und zurück


Nach einer arbeitsreichen Woche ging ich am Freitagfeierabend vom Büro zum Opladener Bahnhof während mir ein rauer, eisiger Ostwind fast die Hirnschale vom Kopf fräste. „Soviel zum Thema Wandern am Wochenende“, dachte ich mir, denn Ostwind bedeutet in der Regel länger anhaltende Kälte und oft genug auch Schnee. Aber egal, denn es kam mir an diesem Abend irgendwie so vor, als würde mich jetzt doch noch so kurz vor dem Ende des Winters die Grippe erwischen die ich seit mindestens einem Jahr erfolgreich vermieden hatte. Na, Mahlzeit! Aber mit der Konsequenz dass ich dann sowieso nicht vor die Tür gekommen wäre, wäre der Verlust des Wandersonntags vielleicht etwas erträglicher gewesen.

Am Samstagmorgen sah aber zum Glück alles ganz anders aus. Die angehende Grippe war gar keine und der Wetterbericht ließ zumindest ein bisschen hoffen. Am Samstagnachmittag zeigte sich sogar einmal die Sonne  und wenn man eine windgeschützte Ecke erwischte, wärmten die Strahlen sogar schon ein wenig. Grund genug schnellstens in die Planung für Sonntag einzusteigen. Da die Wettervorhersage für den Osten deutlich stabiler aussah als die für den Westen, fiel meine Wahl nach kurzer Suche auf den „Waldbreitbacher Wiedtraum“ im Westerwald. Den GPS-Track dazu hatte diesmal outdooractive.com parat, und obwohl es noch nicht wirklich viele Bewertungen für diese Tour gab, ließen die puren Fakten eine schöne Wanderung erwarten.

Der Startschuss fiel um 10:25 Uhr auf dem Parkplatz am Kirmesplatz ziemlich mittendrin in Waldbreitbache einem kleinen Ort der nur wenige Kilometer von Linz entfernt im schönen Tal der Wied liegt. Die Wied wollte dann auch zuerst mal überquert werden, aber hier kam schon das erste Hindernis: die Fußgängerbrücke über den Fluss auf Höhe von „Nassen´s Mühle“ ist leider ziemlich derangiert und so mussten wir einige hundert Meter weiter die Brücke der K90 nehmen um den Fluss zu queren und durch den Wald in Richtung Gasbitze aufzusteigen. Wir hatten noch keinen Kilometer unter den Stiefeln, da gab es auch schon die erste Wildsichtung: eine kleine Gruppe Rehe stand kaum 30 Meter vor uns direkt auf dem Weg und bemerkte uns wegen des günstig stehenden Windes sekundenlang überhaupt nicht. Sekunden, die mir einmal mehr reichten um mit einem routinierten Griff in die Colttasche die Kamera zutage zu fördern und einen schnellen Schnappschuss einzufangen.

Das Wetter war in jedem Fall schon mal trocken, der eisige Wind hatte sich aber noch nicht gelegt. So wurde es doch an der einen oder anderen Ecke dergestalt ungemütlich, dass einem die Augen tränten, während man an den windstillen Plätzen das eine oder andere Mal den Jackenreißverschluss öffnen konnte. Die Wege waren, auf der gesamten Tour übrigens, wider Erwarten sehr trocken. Es gab nur ganz wenige Passagen die oberflächlich ein wenig schlammig waren. Am Ende waren unsere Wanderschuhe daher eher staubig als matschig.

Die Wanderung ist erstaunlich abwechslungsreich und die Wegführung wirklich gelungen. Auch wenn es hin und wieder mal ein Stück über Asphaltwege geht, fällt dies gar nicht so auf. Es gibt zum Ausgleich einige Passagen mit hohem Pfadanteil durch lauschige Buchen- und Fichtenwälder. Ich kann mich ebenso nicht daran erinnern in der letzten Zeit eine Wanderung mit soviel „Zivilisation“, also Ortschaften die man durchqueren muss, gemacht zu haben. Hier sind es gleich fünf, aber auch das ist überhaupt nicht störend, sieht man mal von der Tatsache ab, dass in den Neubaugebieten gefühlt jedes zweite Haus gelb gestrichen ist. Scheint ein Trend zu sein im Westerwald. Wer keine gelben Häuser mag, sollte sich das Nachwandern dieser Tour also wirklich gut überlegen :-) 

Es gibt drei nennenswerte Anstiege auf der Tour (laut Website 712 Meter Gesamtanstieg) die aber nicht wirklich schwierig sind. Lediglich der letzte, der zum 360 Meter hoch gelegenen Dorf Hochscheid führt, hat es gegen Ende ein wenig in sich. Der interessanteste Anstieg ist aber zweifelsohne der auf das Roßbacher Häubchen. Der Berg mit dem lustigen Namen (zugegeben, der Ortsname „Gasbitze“ klingt auch schon nicht alltäglich) ist ein waschechter Basaltvulkan, dessen Spitze immer noch derselbe riesige Basaltpfropfen ist, der vor Millionen von Jahren den Krater von oben verschlossen hat. Obwohl man direkt unterhalb des Gipfels einen Steinbruch angelegt hat um an das begehrte Baumaterial zu kommen, ist der aus bizarren Basaltstäben geformte Gipfel erhalten geblieben und bietet einer kleinen Aussichtskanzel Platz die einen sehr schönen Rundblick auf die Umgebung bietet. Uns gefiel es auf dem ehemaligen Abbauplateau sehr gut. Dort kann man die verschiedenen Gesteinsstrukturen studieren und der mittlerweile starke Pflanzenbewuchs hat den Ort über die Jahrzehnte in ein wirklich lauschiges Plätzchen verwandelt.

Besonders zu erwähnen ist außerdem der Abstieg durch das Tal des Hochscheider Bachs der sich quirlig plätschernd und rauschend zu Tal bewegt und einen wirklich tollen Sound hat. Das weiße Kreuz oberhalb der Wiedschleife haben wir ausgelassen, es gibt auch so schon genügend Fernsichten und Talblicke auf dieser Wanderung. Zuletzt führte uns ein serpentinenreicher Pfad durch einen Buchenwald zurück zum Neubaugebiet oberhalb von Waldbreitbach. Der Abstieg zurück ins Tal führt an der im frühen 13. Jahrhundert erbauten Kirche vorbei in den Ortskern. Kurz vor Ende der Tour fiel uns ein kleines Café ins Auge und wir fanden, dass wir uns nach den knapp 19 Kilometern eine kleine Stärkung (in Form von Kaffe, Latte Macchiato, Herrentorte und Käse-Sahne – alles übrigens wirklich von hervorragender Qualität) redlich verdient hatten.

Trotz dem eisigen Wind, der im Westerwald tatsächlich wie in dem gleichnamigen Volkslied kalt über die Höhen pfeift, war das, nach der langen Zeit der Schnee- und Matschwanderungen, eine tolle Runde auf der sich sogar ein-, zweimal die Sonne zeigte und die, nicht nur dadurch, deutlich Lust auf mehr macht. Ich vermute, dass es im Westerwald noch so einige schöne Ecken zu entdecken gibt, aber das Wanderjahr fängt ja gerade erst an.
Euch wünsche ich wieder einen entspannten Start in die Woche. Fotos gibt’s natürlich auch noch und wenn Euch beim Betrachten ein wenig Farbe fehlt, das kommt noch! Stay tuned …

Viele Grüße
k0erschgen




Sonntag, 10. März 2013

Gerolsteiner Felsenpfad


Wie hatte uns der Wochenbeginn mit Sonne und endlich mal deutlich wärmeren Temperaturen Lust auf mehr gemacht. Ich hatte mich bereits am letzten Wochenende gegenüber meinen Kids zu der etwas gewagten Behauptung verstiegen, dass es das ja jetzt wohl gewesen sei, mit dem Winter. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt … Mit jedem Blick auf die Wettervorhersage für das nächste Wochenende verfinsterte sich meine Miene ein wenig mehr und tat es damit dem Himmel gleich der am Freitag dann schon mit den ersten Schauern aufwartete. Nun, es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter zum Wandern, sondern … aber lassen wir dass!

Bei Wander- und Bloggerkollegin Angelica Hocke war vor kurzem ein Bericht über zwei kurze Wanderwege im Gerolsteiner Land erschienen die man recht einfach zu einer etwas größeren Runde verbinden kann, der Track stand also schon etwas länger auf meiner Merkliste. Ich bin vor knapp zwei Jahren auch schon mal in der Gerolsteiner Ecke unterwegs gewesen, habe aber dabei einige der schönen Plätze an den Gerolsteiner Dolomiten (die heißen übrigens so, weil das Gestein Dolomit genannt wird, und nicht etwa weil die so hoch wären wie ihre berühmten Namensvettern in den Tiroler Alpen) ausgelassen. Auch das musste langsam mal nachgeholt werden. Zudem verläuft der Track in Form einer 8, mit Zentrum in Gerolstein-City, und man kann nach ca. der Hälfte entscheiden ob man sich die andere Hälfte vielleicht doch sparen will, zum Beispiel, weil man  sich den Knöchel verstaucht hat, oder weil bei sengender Hitze die Wasservorräte zur Neige gehen, etc. pp. Diesmal, und so weit will ich es schon vorwegnehmen, haben wir schlicht und ergreifend mal verkürzt weil wir bei dem Wetter nicht so richtig Lust zum Wandern hatten und ein leckeres Stück Kuchen zzgl. eines Kännchen Kaffees ab einem bestimmten Punkt des Tages in Sachen Attraktivität deutlich Boden gutmachen konnte. So sollte es dann heute mal bei 8,5 km und eher gemütlichen 340 Höhenmetern bleiben, für einen Sonntagsspaziergang allemal genug.

Wir starteten vom Bahnhof in Gerolstein auf den Abschnitt „Gerolsteiner Felsenpfad“ und es ging zuerst einmal recht steil bergauf zur Munterley, ein guter Name für den ersten Anstieg einer Wanderung, wie ich finde. Oben angekommen hätte sich ein hübsches Panorama über Gerolstein geboten, wenn es nicht just in diesem Augenblick zu schneien begonnen hätte. So wird es dann heute zum ersten Mal seit gefühlten 100 Jahren eine Fotoserie ohne(!) ein einziges Panoramabild. Ich finde das skandalös, aber was will man machen wenn man den Naturgewalten so schutzlos ausgeliefert ist. Dennoch hatte das Wetter  keine Chance der wirklich schönen Landschaft ihren herben Reiz zu nehmen. Die Felsformationen aus Sandstein oberhalb von Gerolstein sind wirklich sehenswert. Insbesondere an der Munterley hat man jüngst den wuchernden Buschbestand offenbar zugunsten der Wachholdersträucher deutlich zurück geschnitten, das sieht im Sommer bestimmt noch mal viel hübscher aus.

Das eigentliche Highlight dieser Strecke ist für mich allerdings die Buchenlochhöhle, die fast 30 Meter weit in den Fels ragt und deren Decke an manchen Stellen einige Meter hoch ist. Vor allem das Farbenspiel des Gesteins mit den flächendeckend vorhandenen Kalksintertapeten ist wirklich schön anzusehen. Logisch, dass hier ein paar Fotos geschossen werden wollten. Aber das war gar nicht so einfach. Zum einen kam ich hier mit einer Belichtungszeut von 30 Sekunden zum ersten Mal an die Grenze der Langzeitbelichtungsmöglichkeit meiner Kamera, viel schwieriger war es aber, einen entsprechend langen Timeslot zu finden, denn als ich gerade die Kamera eingestellt und auf dem Stativ in Position gebracht hatte, ging es in der Höhle zu wie in einem Taubenschlag. Offenbar gab es noch einige andere Wanderer in der Nähe die dem Wetter trotzen wollten. So war zuerst mal etwas Geduld angesagt bevor ich endlich den Auslöser betätigen konnte.

Eine Wanderung in der Nähe von Gerolstein zu machen und danach nicht zumindest ein bisschen mehr über Geologie zu wissen, ist schon fast unmöglich. So wurden wir denn ein paar Kilometer später an der Infotafel einer alten, offen gelassenen Lavagrube darauf aufmerksam gemacht, dass die direkt in unserem Rücken liegenden Werkshallen von „Gerolsteiner Sprudel“ auf dem Grund eines 500 Meter durchmessenden und 30 Meter tiefen Trockenmaares stehen. Zudem fand ich es auch interessant, dass der Begriff „Maar“ mittlerweile in der Geologie als international anerkannter Begriff für diese Art der vulkanischen Landschaftsgestaltung verwendet wird. Na, da soll mir aber noch mal einer sagen die Eifeler wären Hinterwäldler …

Weiter ging es auf den letzten Abschnitt unseres kleinen Spaziergangs an der Kasselburg vorbei, auf den Höhen oberhalb von Pelm ein Stück den Eifelsteig entlang, über die Hustley  wieder zurück ins Tal der Kyll nach Gerolstein. Der Schnee hatte über die ganze Zeit kaum nachgelassen und irgendwie hatten wir keinen richtigen Drive mehr uns noch den anderen Teil der „8“ auf die Dietzenley anzutun. Stattdessen siegte die Verlockung, unterwegs in einem Café Halt zu machen und uns ein Stückchen Kuchen einzuverleiben, nach kurzem, aber unspektakulärem Kampf, souverän mit 1:0 in der regulären Spielzeit gegen den Bewegungsdrang. Man muss es ja auch nicht immer sportlich nehmen …

Schlussendlich war es trotz Wetter und relativer Kürze des Weges eine kurzweilige und schöne Wanderung mit abwechslungsreicher Wegführung, recht hohem Pfadanteil, toller Landschaft und zudem auch noch lehrreich. Lediglich der letzte Streckenabschnitt hinter der Kyllbrücke über die Hauptstraße enttäuschte ein klein wenig, allerdings kann der „Felsenpfad“ nichts dafür, da die Kollegin ja schließlich eine Verbindung der beiden Runden herstellen musste. Dennoch kann ich die Wanderung, auch mit der Variante vom/zum Bahnhof uneingeschränkt empfehlen.

Natürlich entlasse ich Euch nicht ohne ein paar Zusatzinfos und ein paar Fotos. Zum einen habt Ihr hier den Link zum Gerolsteiner Felsenpfad mit vielen weiteren Infos und hier den Link zu unserem Track vom Bahnhof ausgehend bei gpsies.com.

Einen schönen Start in die Woche wünsche ich Euch allen
Hoffentlich wird das bald mal mit dem Wetter, sonst beiße ich noch in die Auslegeware …

k0erschgen