Sonntag, 5. Mai 2013

Moselschleife und Moselsteige - von Ediger-Eller nach Ernst

Heute wollten wir endlich grün! Jawoll! Grün, grün und am besten noch mehr grün. Am Maifeiertag hatten wir mit dem Lampertstal ja frühlingstechnisch nicht wirklich den Hauptgewinn gezogen, wenn es auch landschaftlich eine schöne und interessante Tour war. Im Rheintal waren dagegen die Blätter an Bäumen und Sträuchern in den letzten Tagen fast schon explodiert und die Annahme, dass es im Moseltal genauso aussieht, wollten wir einer genaueren Prüfung unterziehen. Da kam die Tourempfehlung „Moselschleife – Roter Weinbergpfirsich“ von der facebook-Seite des Eifelvereins gerade recht. Ich hatte die Route nicht allzu genau studiert, sondern nur kurz gecheckt ob Länge und Steigungsanteile in etwa passen und mir den Google-Earth Panoramaflug angeschaut. Das sah nach relativ vielen befestigten und geteerten Wegen, wenig Wald, dafür umso mehr Weinbergen aus. Macht ja nichts, Hauptsache grün.

Ein kurzes Zittern gab es am Samstag noch wegen der Wettervorhersage – die feinen Damen und Herren Wetterfrösche hatten doch tatsächlich für den Sonntag in Eifel und Hochsauerland einzelne Schauer gemeldet – aber am Sonntagmorgen reichte ein Blick aus dem Fenster um alle Zweifel ob sich die 80-minütige Anfahrt lohnen würde zu zerstreuen. Man sollte den Vorhersagen auch nicht immer alles glauben! Vorsichtshalber hatten wir aber doch noch etwas Langärmeliges im Gepäck uns aber in weiser Voraussicht schon die „Zip-Off-Wanderbeinkleider“ angezogen. Der Busfahrplan der RMV-Linie 711 für die Rückfahrt war im Gepäck, der GPS-Track aufs Garmin geladen und auf ging´s nach Ediger-Eller, dem Start der (gemessen!) 21,3 Kilometer langen Streckenwanderung.

Während es auf unserer Anfahrt in der Gegend um Mayen noch ein bisschen kahl aussah, wurden im Moseltal alle unsere Erwartungen erfüllt. Überall winkte sattes Grün von den Bäumen und es gab überall Blüten zu sehen, wohin man auch schaute. Die Sonne strahlte mit dem blauen Himmel um die Wette. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht machten wir uns an den ersten Aufstieg über die Weinberge von Nehren. Bereits 2 Kilometer nach dem Start mussten wir den „Zipp-Off-Hosenjoker“ ziehen denn in den Weinbergen wurde es am Vormittag schon ganz ordentlich warm. Zum Glück wehte auf den Höhen ein leichter, kühlender Wind – ideales Wanderwetter also. Wegführungstechnisch war die Wanderung bis dorthin noch kein Highlight denn wir gingen bis nach Senheim, dem ersten Abschnitt der Strecke, fast nur über Asphalt oder befestigte Wege, aber das störte heute nicht. Wir genossen unbeschwert die tollen Ausblicke über das Moseltal, das Kaiserwetter und die frischen Farben entlang des Weges.

Nachdem wir Senheim hinter uns gelassen hatten, wurden wir unerwartet mit einem kleinen Schmankerl in Form des Goldlaysteigs überrascht. Ups, das hatte ich ja gar nicht auf dem Schirm, ich hätte wohl besser mal die Tourenbeschreibung lesen sollen. Aber so dolle konnte es mit dem Schwierigkeitsgrad ja nicht werden und so erklommen wir unverzagt die Steigung hinauf zum Schlack und zum Schellenberg. Ungefähr von der Mitte dieses ordentlich steilen, fast schon alpinen Anstiegs ergab sich die erste Gelegenheit ein tolles Panorama zu schießen. Die zweite Hälfte dagegen verlief eher moderat auf lauschigen Pfaden durch einen schattigen Eichenwald, bevor der Weg sich wieder nach unten neigte, hinab zur Burg Metternich und dem schönen Moselörtchen Beilstein wo wir es uns gut gehen lassen wollten.

In Beilstein, so unsere Befürchtung, würde bei diesem Wetter die Hölle los sein und der Blick von der Waldeslust, einem Waldgrillplatz oberhalb der Briederner Schweiz, zeigte jede Menge vollgepackte Parkplätze entlang der Moseluferstrasse. Na ja, dann würde ich halt Gelegenheit haben, mein mit den Jahren doch arg angestaubtes Niederländisch wieder aufpolieren zu können. Im Ort angekommen stellten sich unsere Bedenken dann aber als völlig Gegenstandslos heraus und wir fanden ohne Problem mitten in dem wunderschönen, historischen Ort einen schattigen Außensitzplatz und labten uns an der leckeren, gut bürgerlichen Küche des Hotels „Zur Guten Quelle“. Bevor wir uns aber wieder auf den Weg machten, musste noch ein Eis her, damit die körpereigene Energiebilanz wieder hergestellt werden konnte. Das war auch nötig, wie wir bald feststellen sollten, denn kurz nachdem wir die Weinberge nördlich von Beilstein betreten hatten, standen wir auch schon überraschend vor dem nächsten Steig, dem „Erlebnis Moselkrampen“. Der Begriff „Moselkrampen“ stammt übrigens unübersehbar von der Form die der Fluss hier in die Landschaft eingegraben hat. Sei´s ´drum, ich sollte mir wieder angewöhnen die Tourenbeschreibungen genauer zu lesen, denn hier erwartete uns ein weiteres Highlight. Ein wirklich romantisch verschlungener, schmaler Pfad der schon ein wenig Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Was allerdings völlig unerwartet kam, war die aufsteigende Hitze der Schieferklüfte, die uns stellenweise fast den Atem raubte.

Und weiter gings zum nächsten Highlight, dem Aussichtspunkt am Schafberg kurz vor Bruttig-Fankel. Hier rasteten wir eine Weile und schauten den Falken über der Mosel zu, die die gute Thermik und den leichten Wind für ihre eleganten Segelflüge nutzten, bevor wir uns auf die letzte Etappe nach Ernst aufmachten. Mit gelassenem Timing erreichten wir den Zielort und erwischten sogar noch den Bus zurück nach Ediger-Eller um 18:17 Uhr. Auf der erstaunlich lange dauernden Rückfahrt (waren wir wirklich so weit gelaufen?) hatten wir dann noch mal Gelegenheit fast alle Stationen des Tages wieder zu sehen. Das hat man auch nicht bei jeder Wanderung.

Nicht umsonst zählt die Mosel zu den schönsten Wandergegenden überhaupt. Diese Tour im Besonderen hat unendlich viel zu bieten, vor allem zu dieser Jahreszeit. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass der Herbst, wenn das Weinlaub bunt wird ebenso reizvoll sein könnte. "Versuch macht kluch", oder so ähnlich. Diese Tour ist zum Nachwandern in höchstem Maße zu empfehlen – wer möchte kann sich natürlich auch unseren Track herunterladen. Wir haben den Akku in jedem Fall wieder randvoll, mit schönen Bildern und anderen Eindrücken, und werden die Woche sicher mit einem Lächeln im Gesicht beginnen.

Euch allen einen mindestens ebenso entspannten Start in die Woche.
Stay tuned!
k0erschgen



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