Mittwoch, 1. Mai 2013

Wacholder und Kuhschellen - Lampertstal und Kalvarienberg

Seit einiger Zeit bin ich auf facebook Abonnement der Seite „Eifelverein“, die von Hans-Eberhard Peters eifrig gepflegt wird. Das ist eine feine Sache, denn oft genug (also um genau zu sein, ca. dreimal pro Woche) kommen interessante Tourenvorschläge über den Draht. Diesmal löste ein Wort in meinem Kopf sofort einen Reflex aus „Lampertstal“. Das liegt ja von Schleiden aus betrachtet fast um die Ecke und ich bin, wie ich zu meiner Schande eingestehen muss, noch nie dort gewesen. Das Wort klingelte mir deshalb sofort im Schädel, weil ich schon so viel über dieses Tal gehört hatte. Zum Beispiel wenn man mit jemandem über das Vorkommen bestimmter Pflanzen spricht, bekommt man zu (gefühlten) 50 Prozent die Antwort: „do moßte ens dörch et Lampertstal jon, do stonn der jede Menge!“ So ähnlich sprach dereinst meine Tante Bärbel zu mir, als ich offenbarte, dass ich im Leben noch keine Kuhschellen (oder Küchenschellen) gesehen hätte.

So flatterte dann vor ein paar Wochen die facebook-Meldung über diese Wanderung durch mein virtuelles Fenster und seitdem ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Umso mehr, als die Tour auch noch über den Kalvarienberg bei Alendorf führt, den ich ebenfalls bisher allenfalls von weitem gesehen hatte. Der Feiertag am 1. Mai kam wie gerufen, das Wetter versprach sich ebenfalls einigermaßen zu benehmen, also war der Plan schnell gefasst.

Der Start der knapp 19 Kilometer langen Runde liegt in Ripsdorf an der Kirche, und wir parkten unseren Wagen genau zu der Tageszeit dort, als sich die letzten übrig gebliebenen Junggesellen nach einer vermutlich hoch aufregenden Mainacht, krampfhaft, dabei aber durchaus nicht würdelos, an ihren Bitburger-Pils-Flaschen festhielten um der heran kriechenden Müdigkeit zu trotzen. Das Rennen um die goldene „Kläävbotz“ hatten die vier in jedem Fall für sich entschieden. Einige nostalgische Gedanken stiegen in mir auf, aus der Zeit als ich mich noch völlig organisch in dieses Scherflein hätte einreihen können, um nur wenige Stunden später „pissed and proud“, wie der Engländer sagt, aber mit der Gewissheit der Letzte am Feuer gewesen zu sein, auf schwankenden Beinen meinen Heimweg anzutreten - aber das ist lange her.

Zuerst ging es über die Felder in südlicher Richtung von Ripsdorf in Richtung der ersten Wacholderheide. Hier oben pfiff der kalte Wind noch ganz ordentlich, aber sobald es ein wenig ins Tal ging, wurde es schon deutlich angenehmer. Die Wacholderheiden sind eine absolut faszinierende Landschaft. Sie wirken auf mich immer ein wenig mediterran, von karger, schlichter Schönheit aber trotzdem irgendwie „aufgeräumt“, vermutlich weil üppiges Gestrüpp, wie man es von normalen Waldlandschaften kennt, eher selten vorkommt. Markante Formen, kräftig, dunkles Immergrün, dazu kurze, moosige Wiesen und das bleiche Blaugrün der Kiefern, die mit ihren rostroten Stämmen einen warmen Kontrast schaffen, bilden eine einzigartige Farbkomposition – und das zu jeder Jahreszeit. Im Sommer wird es dann auch in Bodennähe frischer und vor allem blumiger, aber auch an klirrend kalten Wintertagen, behalten die Wacholderheiden ihren unverwechselbaren Reiz.

Das erste Highlight wartete am Steinbruch Höneberg auf uns. Wir mussten einen kleinen Schlenker machen und von der normalen Route abweichen, aber das hat sich allemal gelohnt. Dort kann man 380 Mio. Jahre alte Sandsteinformationen bewundern und einiges über die Entstehung der Eifel erfahren – Ok ok, ich geb´s ja zu: ich war auch wegen dem dort befindlichen Geocache (genauer gesagt ein Earth-Cache) nicht abgeneigt, der Location einen kurzen Besuch abzustatten, aber ich kann auch jedem Nicht-Geocacher den Abstecher wärmstens empfehlen. Da es mir immer ein bisschen widerstrebt Wege vor und zurück zu gehen, versuchten wir es, entgegen des vorgegebenen GPS-Tracks mit einem schmalen Pfad der hinter dem Steinbruch auf den Höneberg führte und fanden so auch prompt eine Möglichkeit den Steinbruchbesuch in eine Runde einzubauen. So verpassten wir zwar ein Stück des eigentlichen Pfades auf den Höneberg (an der Nordseite) bekamen dafür aber schon einmal die ersten Kuhschellen zu sehen.

Wenige Kilometer weiter wartete das Lampertstal auf uns. Ein wirklich sehr schönes Tal, wie ich finde. Allerdings waren wir doch noch etwas zu früh ´dran, denn von der Blütenpracht zeigte sich noch nicht so viel – na klar, die Eifel ist gegenüber Bonn immer zwei bis drei Wochen hinterher mit dem Frühlingsgrün, das hätte ich mir eigentlich denken können. Trotzdem ist das Tal auch im eher frühen Frühjahr durchaus sehenswert. Das sahen an diesem Tag wohl auch noch etliche andere Wanderer und Spaziergänger ähnlich, und es war wirklich nicht ganz einfach eine freie Bank am Wegesrand für eine kurze Rast zu finden, aber dann hatten wir doch noch Glück. Im Lampertstal gibt es allerdings, wenn es nicht zu viel geregnet hat eine weitere geologische Besonderheit zu entdecken, nämlich eine Bachschwinde. Hier versickert der Lampertsbach nämlich bei Normalwasserstand ungefähr auf der Hälfte des Tals im Sandsteinboden und läuft ab dort unterirdisch weiter, um 4,5 Kilometer weiter nördlich im Ahrtal wieder aufzutauchen. Nur wenn bei starkem Regen das Versickerungspotential des Schluckloches nicht ausreicht, kommt ein Teil des Baches auf konventionellem Wege zu Tal.

Kurz ging es auf Alendorf zu, aber vor dem Ortseingang scherten wir nach links aus über den südlich gelegenen Hang mit einer Wacholderheide. Hier oben kam zum ersten Mal die Sonne ums Eck und wir konnten fast schon Kuhschellenteppiche bestaunen. Da alles mehr oder weniger trocken war, konnten wir uns sogar für ein paar Minuten ins Gras setzen und den Blick über dem Dorf genießen. Der Weg machte eine große Kehre und führte uns am westlich von Alendorf gelegenen Talkesselrand durch eine Schafherde auf die nördlich von Alendorf liegende Wacholderheide, die zu diesem Zeitpunkt voll in der Sonne lag. Den Kalvarienberg, auf den wir schließlich dann von Osten stiegen, durften wir uns so schon mal von allen Seiten anschauen, bevor wir dem Kreuzweg folgend den Gipfel erklommen. Dort oben gibt es einen „Eifel-Blick“ sowie eine schöne, breite und komfortable „Traumpfad“-Holzliege. Zeit für eine weitere kurze Rast und um den tollen Ausblick zu genießen. Leider war es in der Ferne noch zu dunstig um die Hohe Acht sehen zu können, den Aremberg konnten wir aber gut erkennen.

Nach einem ganz kurzen Abstecher ins Lampertstal ging es wieder durch den Wald und über die Höhen zurück nach Ripsdorf. Der Wind hatte sich noch kein bisschen gelegt, aber die Sonne schien immer noch gelegentlich durch die Wolken. Regen hatten wir auf der ganzen Tour nicht abbekommen. In Ripsdorf-City hatten die tapferen Junggesellen vom Maibaum-Orden zwischenzeitlich auch die Segel gestrichen und schliefen wahrscheinlich den Schlaf der Gerechten während die Feuertonne letzte Rauchwölkchen ausstieß.

Nach dieser wirklich schönen Tour mit nahezu lächerlichen 310 Höhenmetern Gesamtanstieg, machten wir uns gut gerüstet auf in den zweiten Teil der Woche. Und weil ich weiß, dass der nächste Blogeintrag von einem Super-Sonnentag berichten wird  :-)   (lasst Euch nicht verwirren – ich schaffe es in aller Regel nicht, die Blogeinträge noch am gleichen Abend zu schreiben) mache ich hier mal Schluss. Bilder gibt´s natürlich auch noch, selbstredend.

Na dann, bis zum Wochenende.
Stay tuned!
k0erschgen




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen