Sonntag, 21. April 2013

Traumhaftes Eltzbachtal, Burgenromantik und Buchsbaumpfad

Ohne es jemals ausgesprochen zu haben, bin ich an die ganze Wander-Bloggerei seinerzeit mit dem Anspruch herangegangen mich nicht zu wiederholen. Natürlich war mir spätestens nach dem dritten oder vierten Beitrag klar, dass ich das wohl nicht so konsequent würde durchziehen können, man denke nur an meinen leicht spleenigen Hang zu langzeitbelichteten Gewässerfotos von denen fast in jedem Album eines enthalten ist. Aber wenigstens bei den Touren wollte ich mich nicht wiederholen und habe das auch bis zum heutigen Tag durchgehalten. Dies ist also quasi ein historischer Blogbeitrag, denn zum ersten Mal kommt eine Wanderroute auf k0erschgens Blog zum zweiten Mal in die Kritik. Ich war vor allem, um noch mal auf den anfänglichen Anspruch zurück zu kommen, sehr gespannt ob man denn beim zweiten Durchlauf vielleicht automatisch exakt die selben Fotos schießen und ob einem die gleichen Gedanken in den Sinn kommen würden wie bei der Erstbewanderung oder ob man vielleicht doch alles wieder mit neuen Augen sieht. Ich will es mal vorwegnehmen: letzteres ist der Fall und es hat sich absolut gelohnt!

Die Planung war diesmal einfach: da ich den Track bei der Erstbegehung aufgezeichnet und bei gpsies.com hochgeladen hatte, brauchte ich das gute Stück nur wieder herauszukramen und aufs Garmin zu laden – fertig! Dennoch gab es eine kleine Hürde zu überwinden: der Burgenbus des lokalen Verkehrsverbundes der nötig ist um von Treis-Karden zum Ausgangspunkt der Wanderung bei Roes zu kommen verkehrt nur von Mai bis Oktober. Die zu überwindende Strecke beträgt ca. 10 Kilometer und ein anderer Einstieg in die Wanderung lässt sich auch nicht in halbwegs vernünftiger Entfernung zu Treis-Karden planen. Abermals war Premierenstimmung angesagt, als ich bei einem örtlichen Taxiunternehmen anrief um mich über die Verfügbarkeit eines entsprechenden Beförderungsmittels nebst Chauffeur kundig zu machen.

Ein wenig verunsichert war ich ja schon als wir am Sonntagmorgen um 09:45 am Bahnhof in Treis-Karden auf unser Taxi warteten. Wie würde das wohl aussehen? „Aha, die feinen Herren und Damen Wanderer, equipped bis unter die Zähne mit dem ganzen Hightech-Spielzeug, lassen sich ganz feudal mit dem Taxi zum Startpunkt(!) der Wanderung chauffieren, na so was ham´ wir gerne!“. Aber nichts dergleichen geschah. Wir wurden von einer sehr netten Fahrerin abgeholt die sich als passionierte Wanderin outete und flugs hub eine lebhafte Fachsimpelei an über alle möglichen Themen (eingeschlossen Wandertourismus an der Mosel, Jakobswege und Salben resp. Unterziehsöckchen zur Vermeidung von Blasen) das es nur so eine Lust war. Und so standen wir schnell ganz alleine im stillen Roes, einem wirklich verschlafenen Eifelhöhennest, schnürten die Stiefel, und machten uns auf den Weg hinab ins Eltztal.

Natürlich erkannte ich ganz viele Ecken auf Anhieb wieder, aber was mir komplett entfallen war: der außerordentlich hohe Pfadanteil dieser Wanderung. Es geht zwar zu Beginn und später beim Übergang zum Buchsbaumpfad ein wenig über Asphalt, aber Waldautobahnen sucht man auf den knapp 27 Kilometern fast vergebens.

Das Eltzbachtal ist wirklich traumhaft, auch im beginnenden Frühjahr wo es noch nicht so richtig flächendeckend grün ist. Die gewundenen Pfade entlang des Baches durch hohen, lichten Wald, die ruhige Eltz der man, wo es irgendwie geht, völlig freien Lauf lässt, die felsigen Hänge, die Stille an manchen Stellen – all das war nach einer hektischen Arbeitswoche der wohlverdiente Balsam für die Seele. Es gab schon jede Menge Blüten zu bewundern, von den allgegenwärtigen Buschwindröschen ganz zu schweigen und so manchen austreibenden Baum. Sogar Maiglöckchen gab es schon zu sehen, geblüht haben sie aber leider noch nicht.

An der Burg Pyrmont hatten wir Probleme den richtigen Zugang zum Innenhof zu entdecken, das Tor war nämlich verschlossen. Wir wären so gerne einmal auf den Bergfried aufgestiegen – von dort oben muss man eine fantastische Rundumsicht haben. Ja, es waren sogar Leute auf und um den Turm herum zu sehen, aber wir haben irgendwie nicht herausgefunden wo es noch einen anderen Eingang geben könnte. Na ja, Schwamm ´drüber für dieses Mal. Ich werde es in diesem Leben bestimmt noch schaffen auf diese Burg zu kommen, das wäre doch gelacht! Und auf dieser Wanderung gibt es ja schließlich noch eine andere Burg zu besichtigen.

Es folgte der längste Teil der Wanderung, denn ungefähr 10 Kilometer gibt es zwischen den beiden Burgen zu bewältigen. Immer ein wenig bergauf und bergab, aber niemals wirklich steil und zum größten Teil vorbei am romantischen Eltzbach. Die Zeit verging im Flug und als wir einmal vom Weg abweichen mussten um einen abseits und etwas höher gelegenen Geocache zu suchen, konnten wir bereits einen ersten Blick auf den zweiten Hauptdarsteller der Tour erhaschen.

An der Burg-Eltz angekommen hatten wir Glück. In den letzten beiden Jahren war die Burg zumindest an einer Seite immer in ein Gerüst gehüllt und ein großer Baukran stand daneben – kein allzu verlockendes Fotomotiv. Heute war davon, außer vom nagelneu geschieferten Dach, nichts mehr zu sehen und Deutschlands schönste Burg (meiner Meinung nach) zeigte sich uns im vollen Glanz. Wir nahmen uns die Zeit für einen Kaffe und ein Stück Kuchen, wunderten uns über Pfand auf Kaffebecher (€ 4,- !!!), über Damenbärte und vergessliche Bedienungen. Trotzdem schmeckten sowohl der Kaffe als auch der Kuchen hervorragend und wir ließen es uns gut gehen. Anschließend gab es die obligatorische Fotosession im Innenhof der Burg. Die Burg wurde über die Jahrhunderte immer wieder erweitert und angebaut, so dass sich ein bunter Mix verschiedenster Baustile angesammelt hat. Zudem wurde die Burg nie erobert oder nennenswert beschädigt, selbst Napoleons Wahn, der ja alle linksrheinischen Burgen schleifen ließ, hat sie gut überstanden. Wer ein bisschen Zeit mitbringt sollte unbedingt die Führung mitmachen.

Gut erholt und frisch gestärkt ging es weiter auf den letzten Teil der Wanderung. Schon wenige Kilometer später verließen wir das Eltzbachtal und wanderten auf einem langen, sanft ansteigenden Pfad über die Moselhöhe nach Müden, dem Startpunkt des Buchsbaumpfades.
Das breite Tal der Mosel aus der Vogelperspektive zu sehen, stellte einen sehr reizvollen Kontrast zur heimeligen Enge des Eltzbachtals dar. Hier konnte man dann auch wirklich sehen, wie weit der Frühling schon fortgeschritten ist. Zwar waren die Reben noch nicht grün, aber die vielen Obstbäume entlang der Dörfer blühten um die Wette, wenn jetzt noch die Sonne …. aber lassen wir das!

Noch eine letzte Stärkung aus dem Rucksack am Ortsende von Müden - dann ging es auf den Buchsbaumpfad der uns auf ca. 4 Kilometern bis nach Treis-Karden zurückbringen sollte. Diesen Pfad hatte ich noch vom letzten Mal in „guter“ Erinnerung, hatte ich doch damals wegen fehlender Höhenangaben des GPS-Tracks überhaupt nicht auf dem Schirm, wie steil es hier gegen Ende zur Sache geht. Aber diesmal wussten wir Bescheid und merkwürdigerweise ist es offensichtlich etwas völlig anderes, wenn man ungefähr weiß was noch vor einem liegt. Die Steigung mit der Treppe auf die Moselhöhe und auch der Abstieg über einen recht felsigen Pfad waren nur halb so schlimm, wie ich sie in Erinnerung hatte. Nun gut, damals war es auch einen ganzen Teil wärmer, die Wasserreserven gingen zur Neige und es hatte bereits zu dämmern begonnen. Dieses Mal konnten wir den Buchsbaumpfad in vollen Zügen genießen und das war wirklich einmal „Wandern für die Sinne“. Die ruhige Stimmung und das warme Licht des sich neigenden Tages vermischte sich aufs Vorzüglichste mit dem wundervollen Duft den der Buchsbaum während der Blüte versprüht, zumindest wenn er in solchen Mengen am Wegesrand steht. Einfach einmalig auch die Landschaft mit den vom Buchsbaum überwucherten Schieferklüften des einstigen Weinberges und die ungemein vielfältige Flora.

Nach einem kurzen Stopp an einer Grillhütte mit einem grandiosen Ausblick auf die Mosel, ging es an den letzten Abstieg dieses Tages nach Treis-Karden, wo am Bahnhof unser Auto den ganzen Tag friedlich vor sich hingedöst hatte. Aber jetzt war wieder Arbeit angesagt, mein treues Stahlroß, den die feinen Damen und Herren Wandersleute hatten ordentlich Kohldampf und es musste ein geeignetes Gasthaus gefunden werden um den Tag angemessen ausklingen zu lassen.

Nee, Kinnners, wat schön! Wenn sich jede Wanderung die man zu zweiten Mal geht zu einem solchen Erlebnis auswächst, dann werde ich in der nächsten Zeit noch so einige Revivals auflegen. Bilder gibt´s heute in Hülle und Fülle – zumindest das, was ich von den 130 Auslösungen beim Sortieren übrig gelassen habe. Viel Spaß beim Gucken.

Ich wünsche Euch, wie immer, einen relaxten Start in die Woche und erhabenes Gelingen!
Stay tuned
k0erschgen



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