Sonntag, 10. Februar 2013

Dernau - Krausberg - Häuschen - Steinthalskopf – Katzley

Nachdem gestern der erste Teil des “Wie vermeide ich die Konfrontation mit karnevalistischen Veranstaltungen aller Art?”-Programms durch Neustreichen des Wohnzimmers schon fabelhaft verlaufen war, wollten wir dem sogenannten närrischen Treiben heute durch eine Wanderung entkommen. Die Wettervorhersage für den Sonntag verhieß durchaus entsprechende Möglichkeiten, aber was sich uns heute Morgen bot, als wir den ersten Blick aus dem Fenster warfen, zauberte uns schon ein fettes Grinsen ins Gesicht. Wohnzimmerstreichen ist, wenn man die Zimmerdecke mit einbezieht, eine Sportart die sich muskelbeanspruchungstechnisch doch mehr auf die Beine auswirkt als ich das auf dem Schirm hatte, ist wohl schon ´ne Weile her seit dem letzten Mal. In jedem Fall fühlten sich meine Beine heute Morgen schon an, wie nach zwei Wandertagen á 30km und so musste es heute mal etwas kürzeres sein.

Die Planung war in wenigen Minuten vor dem Frühstück erledigt nachdem mir gewahr wurde, dass es auf www.naturaktiverleben.de tatsächlich noch eine Ahrtalwanderung gibt, die wir bislang nicht gelaufen waren, nämlich dieses schnörkellose Kleinod hier. 13,4 Kilometer, 540 Höhenmeter, 30% Pfadanteil, einmal rauf und einmal runter, schlicht und ergreifend – ab dafür!



Die Anfahrt von Bonn nach Dernau dauert zwar nur 30 Minuten, dafür überquerten wir aber heute gefühlt mindest eine Klimazonengrenze, denn mit jedem Kilometer stieg die Schneehöhe. Oha, und ich hatte keine Sonnenbrille dabei, wo ich doch bei Sonnenlicht schnell zu Schneeblindheit neige; das konnte ja heiter werden. Die Bedenken waren allerdings schnell verflogen als wir kurz vor Erreichen des Parkplatzes oberhalb von Dernau ausstiegen um das erste Winterfoto zu schießen. Es gab später lediglich eine kurze Passage auf der ich meine Augen stark mit der  Hand abschatten musste.

Auf dem Weg um Pfadeinstieg kreuzten einige, unverkennbar als solche gekleidete, Karnevalisten unseren Weg – es hieß also immer noch auf der Hut sein. Aber sobald wir den Wald erreicht und die ersten Höhenmeter in Richtung Krausberg hinter uns hatten, war uns klar, dass wir auch heute wohl vom karnevalistischen Massenwahn verschont bleiben würden. Allerdings wurde uns ungefähr zum selben Zeitpunkt klar, dass die 30% Pfadanteil an einem solchen Wintertag auch ihre Entsprechung beim Tempo finden, die Wege waren schön hart gefroren, aber selbstverständlich auch an einigen Stellen glatt – Obacht also!

Schon der erste Aufstieg bot wintermärchenhafte Ausblicke und Details in Hülle und Fülle. Alles hatte ein kleines Schneehäubchen aufgesetzt und die Sonne strahlte mit einem stahlblauen Himmel um die Wette, dass es nur so eine Lust war. Auch wenn uns der langsam herab fallende Schnee von den Bäumen in Verbindung mit dem schräg einfallenden Sonnenlicht verzauberte, hin und wieder rieselte es uns doch auf den Kopf oder in den Kragen.

Auf dem Krausberg bot sich die erste Gelegenheit ein Panoramafoto zu knipsen. Die Gaststube hatte ebenfalls geöffnet und lockte mit Heißgetränken und warmen Mahlzeiten, aber wir wollten doch lieber noch ein bisschen draußen bleiben. Kurze Zeit später hörten wir laute Stimmen durch den Wald schallen – offenbar eine größere Wandertruppe. Als wir etwas näher kamen stellten wir mit leichtem Schaudern fest, dass es sich wohl um eine Karnevalswandergruppe handeln musste. Die überwiegend älteren Herrschaften führten bunte Hütchen, Tücher, Plastiktröten und andere Acessoires mit sich und als eine ältere Dame mich fragte, ob es auf der Krausberghütten noch etwas gäbe, rechnete ich eigentlich schon fast damit, dass sie aus ihrem Rucksack eine Geneverflasche und ein Plastikbecherchen hervorholen um mir, wie das auf einem Karnevalszug üblich ist, einen Kurzen einzuschütten. Gottseidank ging auch diese Prüfung an uns vorbei und wir machten uns zügig von Dannen.

Ungefähr zur Hälfte der Strecke erreichten wir den höchsten Punkt der Wanderung (Häuschen) wo es leider keine Rundumsicht gibt, außer vielleicht auf die umstehenden Laubbäume. Lediglich eine Schutzhütte mit einer Holztafel, die erinnert, dass man sich auf 507 m ü.N.N. befindet, bot ein wenig Orientierung. Den wackeligsten Punkt der Strecke erreichten wir ungefähr nach weiteren 3 Kilometern, nämlich den Aussichtsturm auf dem Steinthalskopf. Der Turm ist nur für max. 10 Personen gleichzeitig zugelassen. Wenn man dann auf der ca. 8 Meter hohen Plattform steht, fühlt es sich aber eher so an, als wenn der Turm nur für max. 10 Personen nacheinander(!) zugelassen wäre und man mindestens schon die Nummer 9 sei. Der Ausblick von dort oben ist trotzdem sehr schön, leider stören die Tragstützen des Daches ein wenig die Rundumsicht.

Das letzte Highlight auf der Wanderung erreicht man oberhalb der Ahrschleife zwischen Dernau und Walporzheim – die Katzley. Hier bietet sich ein imposanter Blick auf die gegenüberliegenden Weinterassen (also die wo er wächst, nicht die wo er getrunken wird) und auf Walporzheim und das dahinter liegende Kloster Kalvarienberg. Der Abstieg ins Tal war dann noch mal ein bisschen abenteuerlich. Der schmale, felsige Pfad war mit Schnee und Eis überzogen und so mussten wir schon gut aufpassen, wohin wir unsere Schritte lenkten. Das letzte Stück zurück nach Dernau auf dem Bergpfad oberhalb der Bahnstrecke war dagegen ein Kinderspiel und so waren wir nach viereinhalb Stunden wieder zurück am Ausgangspunkt.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass wir kurz vor der Katzley mit weit schallendem Musikvereingetröte und –getrommel vom in Walporzeim stattfinden Karnevalszug bespasst wurden – so erwischte uns der Karneval dann doch noch gegen Ende des Tages, wenn auch nur mit einem Streifschuss. You can run, but you cannot hide …

Dem Team von www.naturaktiverleben.de gebührt wieder einmal großer Dank für diese wirklich schöne und kurzweilige Rundwanderung, die auch in den anderen drei Jahreszeiten für traumhafte Wandererlebnisse sorgt. Offenbar habe ich doch ein paar schöne Touren bislang nur deshalb versäumt, weil ich mir immer die etwas längeren Strecken ausgesucht habe, aber es liegt ja bald wieder ein Wandersommer vor uns.

Jetzt wäre es schön, wenn morgen auch Teil 3 des eingangs erwähnten Programms gut funktionieren würde, aber das muss sich ja erst noch zeigen. Allen Karnevalisten wünsche ich „vill Spaß an dr´ Freud“, allen Nichtkarnevalisten wünsche ich, dass sie ihre Refugien finden mögen und allen zusammen wie immer eine entspannte Woche.

Schwenk dr´ Hot, maat et joot!
k0erschgen


PS: Ach übrigens ... Aufmerksame Blogleser haben es sicherlich schon gemerkt, dass ich seit einiger Zeit ein neues Photoalbum verwende. So langsam bin ich wirklich zufrieden mit der Funktionalität. Zusätzlich habe ich begonnen mein Photos mit Geotags zu versehen. So findet Ihr nun auf jedem Bild, zusätzlich zu dem Link das Bild in Originalgröße in einem neuen Fenster zu öffenen, einen Link zu Google Maps mit dem tatsächlichen Aufnahmeort des Bildes.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen