Dienstag, 24. Juli 2012

Alpenwandern Teil 1 – Frisch in der Höllentalklamm

Auf diesen Tag hatte ich mich schon sehr lange gefreut, denn bislang durfte ich die Alpen immer nur aus der Ferne, respektive aus der Luft sehen. Aber heute stand ich dann tatsächlich an der Talstation der Kreuzeckbahn in Garmisch-Partenkirchen um mich zum ersten Mal in meinem Leben zu Fuß (also nicht jetzt sofort, sondern unmittelbar im Anschluss an die Fahrt mit der Kreuzeckbahn) in alpine Höhen zu begeben. Und diesmal keineswegs alleine, denn meine beiden, mittlerweile wander- und geocachingerfahrenen Töchter, sowie meine Liebste mit ihrem Sohn standen ebenfalls erwartungsvoll mit dem Seilbahnticket in der Hand bereit um eine "kleine" Wandertour über das Hupfleitenjoch und durch die Höllentalklamm anzugehen – quasi als Auftakt unseres gemeinsamen Urlaubs im Ostallgäuer Land. Insgesamt standen ca. 14 km, 200 Höhenmeter Aufstieg und knapp 1000 Höhenmeter Abstieg(!) auf dem Plan.

Seit langer Zeit schon hatte ich vor dem Beginn einer Wanderung keine richtige Vorstellung was mich in den nächsten Stunden erwarten würde. Die Tour hatte ich bei gps-tour.info im Netz entdeckt und der Beschreibung nach handelte es sich um eine Runde für geübte Wanderer ohne Klettereinlagen, aber Informationen über die Steilheit der Hänge oder den Zustand der Wege konnte ich nirgendwo so richtig in Erfahrung bringen. Also blieb nur zu beachten dass alle Expeditionsteilnehmer das richtige Schuhwerk und die richtige Kleidung am Start hatten und eine ausreichende Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln sichergestellt war. Das Wetter sah ganz ordentlich aus, auch wenn sich der benachbarte, wesentlich höher aufragende Gipfel der Alpspitze in Wolken hüllte, alles andere würde sich finden.

So stiegen wir dann – zugegeben, ich mit leicht wackeligen Knien, da ich auch bisher noch nie mit einer Seilbahn gefahren war, und mir die Aussicht mein Leben einem lächerlich dünn erscheinenden Drahtseil anzuvertrauen eher Unbehagen bereitet – um kurz vor zwölf in die kleine Gondel um schon mal die ersten paar hundert Höhenmeter aufwärts sehr kommod zu bewältigen. Wenige Minuten später fanden wir uns nach einer, wie ich im Nachhinein sagen muss, sehr angenehmen Fahrt, auf der 1630 Meter hoch gelegenen Bergstation wieder um den Aufstieg zum Hupfleitenjoch zu beginnen.

Der Weg führte uns zunächst etwas abwärts über eine eher gut ausgebaute Almautobahn um dann nachher in einen wunderschönen Pfad durch einen lichten Wald entlang eines steil abfallenden Hanges überzugehen. Ich hatte schon damit gerechnet dass ich einiges an Motiven vor die Linse kriegen würde, aber nicht mit einer solch unglaublichen Flut an Eindrücken. Darum kam es dann alle paar Minuten zu kurzen Stopps um die Kamera mit reichlich Bildmaterial zu füttern. Allerdings ging es meinen Wandergenossen ganz ähnlich und niemand der irgend etwas zum Knipsen mitführte konnte die Finger länger als fünf Minuten vom Auslöser lassen. Dies drückte freilich ganz beträchtlich auf das Tempo, aber der Tag war ja noch jung und es ging ja fast nur bergab.

Das Hupfleitenjoch war nach einem kurzen, steilen Anstieg zügig genommen und von dort bot sich ein grandioser Ausblick auf das Höllental an dessen einem Ende sich die gleichnamige Klamm befindet. Zuerst mussten wir allerdings läppische 450 Meter nach unten zur Höllentalangerhütte zurücklegen. Der Pfad war stellenweise ziemlich schmal und an der rechten Seite ging es Respekt einflößend tief und steil hinab. An den schwierigeren Passagen mit real existierender Absturzgefahr hat der Alpenverein (oder die lokale Bergwacht, oder wer auch immer ... , in jedem Fall freundliche Zeitgenossen) Drahtseile und andere Sicherungen angebracht damit nichts passiert. Erstaunlicherweise verflog der leichte Bammel vor der Tiefe nach wenigen hundert Metern und wir konnten die Tour in dieser unfassbar schönen Landschaft in vollen Zügen genießen. Über mangelnde Gesellschaft konnten wir uns, selbst bei dem etwas wolkigen Wetter, ebenfalls nicht beklagen, denn an einigen Stellen herrschte ein Betrieb wie op Pützjens Maat an der Achterbahnkasse (na ja, nicht wirklich, aber in den Eifelwäldern ist selten vergleichbar viel los …).

Ungefähr zur Hälfte des Abstiegs erreichten wir eine verlassene Hütte (die Knappenhäuser) deren betonierte Terrasse von der Sonne in warmes Licht gehüllt wurde – ein perfekter Platz für eine kurze Rast, den uns die vorbeikommenden Wanderkollegen mit Sicherheit neideten. Überflüssig zu erwähnen, dass sich auch von dieser Stelle ein wahrhaft überwältigender Anblick über das Tal und die umliegenden Berge bot. Nachdem wir uns an der Höllentalangerhütte mit einem Eis für den ersten, anstrengenden Teil der Tour ausreichend belohnt hatten ging es dann weiter bergab zum Eingang der Höllentalklamm. Eine sehr nasse Angelegenheit, nur gut dass wir Regenjacken dabei hatten, denn an allen Ecken lief Wasser über die steilen und mitunter beängstigend weit überhängenden Felswände in den Hammersbach der in langer Zeit mit stetiger Gewalt sein wild zerklüftetes Bett in den harten Fels gegraben hatte – absolut beeindruckend und faszinierend! Wer mal in der Ecke Urlaub macht, sollte sich das in jedem Fall einmal anschauen.

Am Ausgang der Klamm mussten wir dann zu guter Letzt noch unseren Eintritt entrichten (sehr moderate Preise, wenn man sich vorstellt wie viel Arbeit es sein muss, die Klamm übers Jahr für die Touristen zugänglich zu machen) bevor wir uns an Rest des Abstiegs machen konnten. Der letzte halbe Kilometer führte uns über grüne Blumenwiesen durchs Tal wieder zurück zur Seilbahnstation wo das Auto schon auf uns wartete.

Am nächsten Tag wollten wir uns, weil das Wetter deutlich besser werden sollte, mal die Gegend vom höchsten Gipfel Deutschlands anschauen (natürlich mit der Seilbahn) und dann galt es ja noch die Tour auf den knapp 2000 Meter hohen Aggenstein zu gehen ….

(Fortsetzung folgt)




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